
England bekommt seinen dritten Premierminister in nur zwei Monaten
Das Vereinigte Königreich bekommt seinen dritten Premierminister in nur zwei Monaten. Der frühere Finanzminister Rishi Sunak soll am Dienstag von König Charles III. formell mit der Regierungsbildung beauftragt werden.
Zuvor soll der Monarch dort die scheidende Premierministerin Liz Truss entlassen, die am Morgen ihre letzten Worte aus der Downing Street an die Nation richtete. "Aus meiner Zeit als Premierministerin bin ich mehr überzeugt denn je, dass wir mutig sein müssen angesichts der Herausforderungen, denen wir uns gegenüber sehen", sagte Truss in Verteidigung ihrer gescheiterten Politik. Sie glaube noch immer an Wirtschaftswachstum durch niedrige Steuern. Das Land müsse außerdem seine "Brexit-Freiheiten" ausnutzen.
Nach Sunaks Audienz bei Charles wollte sich der frisch ernannte Regierungschef in der Downing Street äußern. Die regierende Konservative Partei hofft, dass er nach monatelangem Streit die Reihen wieder schließt, den freien Fall der Tories in Umfragen stoppt und die Wirtschaft wieder stabilisiert.
Die Konservativen hatten den 42-Jährigen am Montag zum neuen Vorsitzenden gekürt. Damit wurde Sunak auch zum designierten Premier - als erster gläubiger Hindu und indischstämmiger Politiker. Er wird zudem der jüngste Regierungschef seit mehr als 200 Jahren. Truss tritt nach nur sieben Wochen im Amt - die kürzeste Regierungszeit der Geschichte - schon wieder ab. Sie hatte mit radikalen Steuerreformen, die allein mit neuen Schulden gegenfinanziert werden sollten, enorme Turbulenzen an den Finanzmärkten ausgelöst. Als auch in der eigenen Partei die Kritik immer lauter wurde, musste Truss zurückrudern - ihre Autorität war beschädigt.
Mit Spannung wird erwartet, wen Sunak nun in sein Kabinett beruft. Da die Regierung bereits kommende Woche ihre Finanzpläne vorlegen will, dürfte der frisch berufene Finanzminister Jeremy Hunt im Amt bleiben. Als Kandidaten für Kabinettsposten gelten zudem die Sunak-Unterstützer Dominic Raab, Stellvertreter des damaligen Premiers Boris Johnson, Mel Stride oder Victoria Atkins. Erwartet wird zudem, dass Sunak - anders als Truss - in einem Versuch, die Konservative Partei zu versöhnen, auch auf parteiinterne Kritiker setzen wird. Einen wichtigen Posten könnte Penny Mordaunt bekommen, die sich ebenfalls um das Premierminister-Amt beworben, aber nicht ausreichend Unterstützung in der Fraktion erhalten hatte.