
Am kommenden Dienstag tritt der neu gewählte Kongress zusammen und die Republikaner übernehmen die Kontrolle im Repräsentantenhaus. Der demokratisch geführte Untersuchungsausschuss dort löst sich dann auf.
Das Gremium hatte erst nach monatelanger Arbeit und nach zahlreichen Anhörungen von Trump-Vertrauten im vergangenen Oktober beschlossen, auch den Ex-Präsidenten selbst vorzuladen. Dies war eine selten vorkommende Eskalation gegenüber einem Ex-Präsidenten. Trump wehrte sich mit einer Klage dagegen. Er wertete den Rückzug der Vorladung nun als Erfolg. Auf der von ihm mitbegründeten Social-Media-Plattform Truth Social schrieb Trump: "Sie haben das wahrscheinlich getan, weil sie wussten, dass ich nichts falsch gemacht habe."
Kurz vor Weihnachten hatte der Ausschuss seinen Abschlussbericht vorgelegt und Trump darin die maßgebliche Verantwortung für die Kapitol-Attacke zugesprochen. Das Gremium riet unter anderem dazu, Trump von einer weiteren Präsidentschaft auszuschließen. In seiner letzten öffentlichen Anhörung hatte das Gremium außerdem eine strafrechtliche Verfolgung Trumps in vier Anklagepunkten empfohlen.
Fast anderthalb Jahre der ein Untersuchungsausschuss die Geschehnisse rund um den Sturm auf das US-Kapitol im Januar 2021 aufgearbeitet, mehr als tausend Zeugen befragt, unzählige Beweise gesammelt. Nun legte das Gremium kurz vor Weihnachten und der Zusammensetzung des neuen US-Kongresses im Januar seinen Abschlussbericht vor: Auf 845 Seiten zeichnet der Ausschuss darin das detaillierte Bild eines Umsturzversuches nach, bei dem die Wahlen 2020 gekippt und eine friedliche Machtübergabe verhindert werden sollte. Zentrale Ursache: Ex-Präsident Donald Trump. Das Gremium rät dazu, Trump von einer weiteren Präsidentschaft auszuschließen.
Anhänger Trumps hatten am 6. Januar 2021 gewaltsam den Parlamentssitz in Washington gestürmt. Dort war der Kongress zusammengekommen, um den Sieg des Demokraten Joe Biden bei der Präsidentenwahl formal zu bestätigen. Trump hatte seine Anhänger zuvor bei einer Rede damit aufgewiegelt, er sei durch massiven Wahlbetrug um einen Sieg gebracht worden. Als Folge der Krawalle kamen damals fünf Menschen ums Leben.
Die ehemalige demokratische Vorsitzende des US-Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, schrieb in einem Vorwort zu dem Bericht, die Ergebnisse müssten ein Aufruf an alle US-Amerikaner sein, "unsere Demokratie wachsam zu bewahren und unsere Stimme nur denjenigen zu geben, die unsere Verfassung pflichtbewusst verteidigen". Die Arbeit des Untersuchungsausschusses unterstreiche, "dass unsere demokratischen Institutionen nur so stark sind wie das Engagement derjenigen, die mit deren Aufsicht betraut sind".
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