
Die Sprecherin reagierte auf die Test-Pflicht für Reisende aus China, die einige Länder aus Angst vor möglichen neuen Virusvarianten eingeführt haben. Experten sähen dafür keine Notwendigkeit, weil Varianten überall in der Welt entstehen könnten, sagte Mao Ning. Die Reaktionen sollten "wissenschaftsbasiert und angemessen" sein. "Niemand sollte die Gelegenheit ergreifen, um politische Manipulationen oder diskriminierende Reaktionen vorzunehmen." Seit 2020 hatte China selbst scharfe Einreisebeschränkungen verhängt, kaum Visa vergeben und bis Dezember noch eine Quarantäne verlangt.
Angesichts der aktuellen Corona-Infektionswelle in China führte Frankreich wie einige andere Länder auch eine Testpflicht für Reisende aus dem Land ein. Auch Spanien und Südkorea kündigten am Freitag Testpflichten an. Italien, die USA und Indien hatten zuvor schon Beschränkungen für China-Reisende eingeführt oder angekündigt. Eine entsprechende Testpflicht soll Berichten zufolge bald auch für Großbritannien gelten. Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hält das für Deutschland aktuell für "noch nicht notwendig", kündigte aber ein engmaschiges "Varianten-Monitoring" an den europäischen Flughäfen an. Einen EU-weiten Ansatz gibt es bisher nicht, bei einem Krisentreffen kommende Woche soll voraussichtlich das weitere Vorgehen besprochen werden.
Reisende aus China müssen vom 5. Januar an wieder negative Corona-Testergebnisse vorlegen, bevor sie ein Flugzeug nach England besteigen. Das bestätigte ein Regierungssprecher am Dienstag vor Journalisten in London. Auch Hongkong werde von der neuen Regelung betroffen sein, Einzelheiten dazu sollten demnächst bekannt gegeben werden. "Wir haben einen Anstieg an Fällen dort gesehen und diese Entscheidung ist auch deshalb getroffen worden, weil es einen Mangel an umfassenden Gesundheitsdaten aus China gibt", sagte der Sprecher zur Begründung.
Er betonte, dass unabhängig davon auch stichprobenartige Tests bei ankommenden Reisenden aus China durchgeführt werden sollen. Das diene vor allem dem Zweck, neue Corona-Varianten aufzuspüren. Nach bisherigen Erkenntnissen zirkulierten in China jedoch dieselben Varianten wie in Großbritannien. "Es gibt bisher keine Anhaltspunkte für andere Varianten in China (...)", so der Sprecher weiter.
In Österreich soll ab nächster Woche das Abwasser von allen Flügen aus China auf neue Corona-Virusvarianten untersucht werden. Das hat das Gesundheitsministerium am Dienstag angekündigt. Die Proben würden direkt aus den Abwassertanks der Flugzeuge entnommen. So könnten neue Virusvarianten besonders genau entdeckt werden, hieß es. Zudem soll die Kläranlage Hallstatt ins Abwassermonitoring des Bundes einbezogen werden. Der Ort im Salzkammergut ist beliebtes Ziel für chinesische Touristen. Die Kläranlagen von Wien und Salzburg würden in diesem Sinne bereits analysiert, hieß es. Damit werde das Abwasser aller Orte, die von Gästen aus China häufig besucht würden, regelmäßig untersucht. Verpflichtende Corona-Tests für Einreisende aus China sind weiterhin nicht geplant.
China habe auch Genom-Daten der jüngsten Fälle an die in München ansässige weltweite Wissenschaftsinitiative GISAID übermittelt, die freien Zugang zur Information zu Influenza- und Covid-19-Viren fördert. "Vor ein paar Tagen" habe es auch ein virtuelles Treffen chinesischer Behörden mit der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gegeben, indem sich beide Seiten über die gegenwärtige Lage, die klinischen Behandlungen, Impfungen und andere technische Fragen ausgetauscht hätten, sagte Mao Ning.
Nach fast drei Jahren mit Lockdowns, Massentests und Zwangsquarantäne hatte China am 7. Dezember abrupt ein Ende seiner Null-Covid-Politik verkündet. Das bevölkerungsreichste Land erlebt gerade eine riesige Corona-Welle, der besonders Menschen im hohen Alter oder mit Vorerkrankungen zum Opfer fallen. Krankenhäuser sind überlastet, Krematorien können die Leichen nicht schnell genug einäschern. Nach Schätzungen könnten schon Zehntausende ums Leben gekommen sein. China veröffentlicht inzwischen keine Zahlen mehr zur Infektionslage.
Allein in den ersten drei Dezemberwochen haben sich nach offiziell unbestätigten internen Schätzungen schon 248 Millionen Menschen oder 18 Prozent der Bevölkerung mit Corona infiziert. Die Welle habe in Großstädten ihren Höhepunkt überschritten und erfasse in diesem Monat ländliche Gebiete, hieß es in Staatsmedien. Die kumulierten Todesfälle in China seit dem 1. Dezember haben wahrscheinlich 100.000 erreicht, mit Infektionen von insgesamt 18,6 Millionen, so Experten.
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