
Russland beginnt auf der ukrainischen Halbinsel Krim mit dem Bau von Verteidigungslinien
Die russischen Behörden haben auf der 2014 annektierten ukrainischen Halbinsel Krim mit dem Bau von Verteidigungslinien begonnen. Die Befestigungsarbeiten sollten die "Sicherheit der Krimbewohner" garantieren, sagte der von Moskau eingesetzte Verwaltungschef, Sergej Aksjonow, am Freitag auf einer Sitzung der Krimverwaltung. In erster Linie solle die Sicherheit jedoch im weiterhin russisch besetzten Teil des angrenzenden Gebietes Cherson gewährleistet werden. Von dort führt eine schmale Landenge auf die Krim.
Ende vergangener Woche hatte die russische Besatzung das rechte Ufer des Flusses Dnipro und damit auch die Gebietshauptstadt Cherson geräumt. Russische Truppen eroberten diese Gebiete, kurz nachdem der Angriffskrieg gegen die Ukraine am 24. Februar begonnen hatte.
Die neue Frontlinie entlang des Flusses Dnipro ist nur etwas mehr als 60 Kilometer Luftlinie von der Krim entfernt. Bei ihrem Rückzug sprengten die russischen Truppen jedoch drei Brücken über den breiten Unterlauf des Dnipro, daher gilt ein Vorstoß der ukrainischen Armee in diesem Bereich als unwahrscheinlich.
Rund 30 Prozent des Territoriums der Ukraine sind infolge des russischen Angriffskrieges nach Kiewer Angaben vermint. Das entspreche etwa der doppelten Größe Österreichs, teilte der Staatliche Notfalldienst am Freitag auf seiner Homepage mit. Die Fläche und die Zahl der Minen auf ukrainischem Territorium habe sich im Vergleich zur Zeit vor dem Krieg verzehnfacht.
In den Regionen Cherson und Mykolajiw werde die Räumung von Sprengkörpern fortgesetzt, hieß es weiter. Mehr als 8.000 Quadratkilometer sollen entmint werden. Er hoffe, dass in den nächsten Tagen die Stromversorgung in den rückeroberten Gebieten wiederhergestellt werde, sagte der Vorsitzende des Notfalldienstes, Serhij Kryk. Es werde mehrere Monate dauern, bis die Infrastruktur im Gebiet Cherson wiederhergestellt sei.
Russische Truppen hatten unter dem Druck ukrainischer Gegenoffensiven vor einer Woche ihren Rückzug vom nordwestlichen Ufer des Flusses Dnipro abgeschlossen und dabei auch die seit Monaten besetzte Großstadt Cherson geräumt. Russland hat nach jüngsten Angaben der internationalen Kampagne zum Verbot von Landminen (ICBL) in der Ukraine mindestens sieben verschiedene Arten der international geächteten Landminen eingesetzt.
Trotz heftiger Kämpfe im Kohle- und Stahlrevier Donbass im Osten der Ukraine bleibt dort der Frontverlauf nach Angaben beider Seite weitgehend unverändert. Die russischen Truppen bereiten sich nach Ansicht des britischen Geheimdienstes schon auf weitere Rückschläge vor. Die Opfer des Raketeneinschlags in Polen bekommen ein Staatsbegräbnis. Unterdessen hofft Papst Franziskus weiter auf eine Chance für Frieden im Ukraine-Krieg.