
Russland richtet sich in der Ukraine zunehmend auf die Verteidigung seiner Positionen ein
Russland richtet sich in der Ukraine nach Einschätzung britischer Geheimdienste zunehmend auf die Verteidigung seiner Positionen ein. In den vergangenen Wochen hätten die russischen Bodentruppen in den meisten Frontabschnitten eine langfristig ausgerichtete, defensive Stellung eingenommen, berichtete das Verteidigungsministerium in London am Freitag. "Dies liegt wahrscheinlich an einer realistischeren Einschätzung, dass die stark unterbesetzte, schlecht ausgebildete Truppe in der Ukraine derzeit nur zu defensiven Operationen fähig ist", hieß es im täglichen Bericht der Geheimdienste.
Russland habe einige Truppen entlang des Flusses Dnipro offenbar mit jüngst mobilisierten Reservisten aufgestockt. Allerdings seien die Einheiten zuletzt extrem schwach besetzt gewesen, hieß es aus dem Ministerium weiter. So hätten russische Kompanien im Gebiet Cherson im September nach Angaben russischer Offiziere aus sechs bis acht Mann bestanden. Normalerweise bestehe eine Kompanie aus etwa 100 Soldaten.
Der Machthaber der russischen Teilrepublik Tschetschenien, Ramsan Kadyrow, räumte nach einem Artilleriebeschuss durch ukrainische Truppen hohe Verluste in den eigenen Reihen ein. "Es sind 23 Kämpfer gestorben und 58 verletzt worden", schrieb Kadyrow auf seinem Telegram-Kanal. Ukrainische Quellen hatten Anfang der Woche berichtet, dass eine tschetschenische Einheit im südukrainischen Gebiet Cherson durch Artilleriebeschuss getroffen wurde.
Mit Blick auf den Zweiten Weltkrieg und den Kampf der Ukrainer gegen die Nazis damals sagte Selenskyj, dass sich das "Böse nach 80 Jahren wieder aus der Asche" erhoben habe. Er beklagte, dass der Aggressor Russland seit Beginn des Krieges 4.500 Raketen auf die Ukraine abgeschossen und insgesamt 8.000 Luftangriffe geflogen habe. Sein Land werde sich aber nicht brechen lassen, betonte er. Angesichts der Stromabschaltungen wegen zerstörter Energieinfrastruktur meinte er, dunkel sei nicht ein Leben ohne Licht, sondern ohne Freiheit. Auch den harten Winter würden die Ukrainer überstehen. "Wir haben keine Angst vor der Dunkelheit."