
"Estland unterstützt nachdrücklich, der Ukraine alle notwendige militärische Ausrüstung bereitzustellen, um diesen Krieg zu gewinnen, einschließlich schwerer Ausrüstung wie Leopard-Panzer", sagte er in Tallinn vor einem Treffen von mehreren europäischen Verteidigungsministern am Donnerstag in Estland. Dies müsse "zeitnah" erfolgen. "Der Ausgang dieses Krieges wird die Zukunft unserer gemeinsamen Sicherheit bestimmen", betonte Pevkur.
Die Ukraine wehrt sich seit knapp elf Monaten gegen russische Angriffe und ist bei militärischer Ausrüstung weitgehend von westlicher Unterstützung abhängig. Am Freitag soll es bei einem Treffen auf dem US-Luftwaffenstützpunkt Ramstein in Rheinland-Pfalz um weitere Lieferungen gehen - vor allem um Kampfpanzer. Davor werden nun auf Initiative von Pevkur und dessen britischen Amtskollegen Ben Wallace Vertreter mehrerer Staaten - darunter die Verteidigungsminister von Polen, Lettland und Litauen - auf dem estnischen Militärstützpunkt Tapa zusammenkommen. Dort wollen sie ihre neuesten Hilfspakete für Kiew vorstellen.
Großbritannien hatte am vergangenen Wochenende angekündigt, der Ukraine 14 Kampfpanzer vom Typ Challenger 2 zur Verfügung zu stellen. Polen und Finnland haben sich bereiterklärt, im europäischen Verbund Leopard-Panzer zu liefern. Die Bundesregierung hat sich noch nicht dazu positioniert.
Deutschland spielt eine Schlüsselrolle in der Debatte, weil die Leopard-Panzer in Deutschland entwickelt wurden. In der Regel muss die Weitergabe von Rüstungsgütern aus deutscher Produktion an Dritte genehmigt werden. Auf die Frage, ob er Bedenken über eine Lieferung von Kampfpanzern an Kiew nachvollziehen könne, sagte Pevkur: "Diese Bedenken spiegeln ähnliche Aussagen während des gesamten Krieges wider, als die Ukraine zusätzliche Fähigkeiten angefordert hat wie etwa Luftverteidigung und Feuerkraft".
Estland zählt zu den entschlossensten Unterstützern der Ukraine. Der an Russland grenzende Baltenstaat mit 1,2 Millionen Einwohner hat nach eigenen Angaben bislang Militärhilfe von fast 300 Millionen Euro an Kiew geleistet. Gemeinsam mit Polen, Lettland und Litauen dringt die Regierung in Tallinn immer wieder auf ein härteres Vorgehen gegen Moskau und mehr Waffenlieferungen an die Ukraine. "Wir müssen die Kosten der russischen Aggression so weit erhöhen, dass Russland seine strategische Kalkulation ändert", sagte Pevkur.
Der spanische Ministerpräsident Pedro Sánchez hat sich unterdessen für Verhandlungen mit Kremlchef Wladimir Putin zur Beendigung des Kriegs in der Ukraine ausgesprochen. "Es ist wichtig, dass wir den Kontakt auch mit Putin aufrechterhalten", sagte Sánchez am Mittwoch dem US-Nachrichtensender CNN am Rande des Weltwirtschaftsforums in Davos. "Ich plädiere zum Beispiel sehr dafür, dass die französische Regierung und die deutsche Regierung (...) hier die Führung übernehmen."
Denkbar sei eine Rückkehr zum sogenannten Normandie-Format - eine Kontaktgruppe aus Deutschland, Frankreich, Russland und der Ukraine, wie es sie vor Ausbruch des Krieges gegeben hatte. Meist trafen sich dazu die Außenminister der vier Länder. Die anderen EU-Mitgliedsländer würden Paris und Berlin bei einer solchen Initiative unterstützen, sagte Sánchez. Auf die Frage, ob Putin eine Gesprächsbereitschaft des Westens als "Schwäche" auslegen könnte, antwortete er: "Nein, das glaube ich nicht."
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