
Kurz vor Start der Internationalen Klimakonferenz COP27 in Ägypten gibt es von zwei großen internationalen Organisationen eine positive Aussicht und eine laute Mahnung. Die beispiellose globale Energiekrise habe trotz aller wirtschaftlichen Erschütterung das Potenzial, die Energiewende zu beschleunigen, erklärte die Internationale Energieagentur (IEA) in ihrem Jahresbericht in Paris.
Die UN warf der Weltgemeinschaft indes vor, zu wenig für den Klimaschutz zu tun: Die Bemühungen reichten bei weitem nicht aus, um das 1,5 Grad Ziel auch nur annähernd einzuhalten, hieß es in einem am Donnerstag in Nairobi vorgelegten Bericht des UN-Umweltprogramms UNEP. Radikale Veränderung aller Wirtschaftszweige seien nötig.
Wie die IEA schreibt, führe die durch Russlands Einmarsch in die Ukraine ausgelöste Krise neben kurzfristigen Schutzmaßnahmen der Verbraucher vor steigenden Preisen dazu, dass viele Staaten nun versuchten, den Strukturwandel bei der Energieerzeugung zu beschleunigen. oDie Reaktionen der Regierungen auf der ganzen Welt versprechen, dass es zu einem historischen und endgültigen Wendepunkt hin zu einem saubereren, erschwinglicheren und sicheren Energiesystem kommto, erklärte IEA-Direktor Fatih Birol.
Saubere Energie werde zu einer großen Chance für Wachstum und Beschäftigung und zu einem wichtigen Feld des internationalen wirtschaftlichen Wettbewerbs. Wenn die Pläne verwirklicht werden, bedeute dies einen Anstieg der weltweiten Investitionen in saubere Energien bis 2030 um 50 Prozent, so die IEA-Analyse. Die Energiemärkte und die Energiepolitik veränderten sich nicht nur kurzfristig, sondern für die kommenden Jahrzehnte.
Nach dem IEA-Bericht kommt für die weltweite Nachfrage nach fossilen Brennstoffen erstmals ein Höhepunkt in Sicht. Unter den gegenwärtigen politischen Rahmenbedingungen wird mit einem Rückgang der Kohlenutzung in den nächsten Jahren gerechnet, die Erdgasnachfrage erreiche bis zum Ende des Jahrzehnts ein Plateau. Der steigende Absatz von Elektroautos führe demnach dazu, dass die Erdölnachfrage Mitte der 2030er Jahre abflacht und bis Mitte des Jahrhunderts leicht zurückgeht. Im globalen Mix sinkt der Anteil fossiler Energie nach der Analyse von 80 Prozent auf 60 Prozent bis zum Jahr 2050.