
Zwei vorsätzliche Explosionen mit mehreren hundert Kilo Sprengstoff für Leck an Nord Stream verantwortlich
Mindestens zwei vorsätzliche Explosionen mit der Wucht einer wohl mehrere hundert Kilogramm kräftigen Sprengladung sind nach Ansicht Dänemarks und Schwedens für die Lecks an den Gaspipelines in der Ostsee verantwortlich. Das geht aus einem Schreiben der beiden skandinavischen Länder zu den Lecks an den Gas-Röhren Nord Stream 1 und 2 hervor, das als Grundlage einer für Freitag angesetzten Dringlichkeitsdebatte im UN-Sicherheitsrat (ab 21.00 Uhr MESZ) dienen sollte.
Seismologische Institute hätten eine Stärke von 2,3 und 2,1 gemessen, was "vermutlich einer Sprengladung von mehreren hundert Kilogramm" entspreche, hieß es in dem auf Donnerstag datierten Brief.
Seit der Nacht zum Montag wurden insgesamt vier Lecks an den Pipelines Nord Stream 1 und 2 festgestellt, die von Russland durch die Ostsee nach Deutschland führen. Nach bisherigem Stand gibt es an beiden Leitungen von Nord Stream 1 je ein bekanntes Leck und zwei an einer der Nord-Stream-2-Leitungen. Oberhalb der Lecks sprudelt seit Tagen ununterbrochen Gas an die Wasseroberfläche. Die Nato und die EU gehen von Sabotage aus.
Diese Annahme wird gestützt von den Erkenntnissen der Skandinavier. Alle verfügbaren Informationen deuteten darauf hin, dass die Explosionen das Ergebnis einer vorsätzlichen Handlung seien, schrieben sie in ihrem Brief. Je zwei Lecks seien in den Ausschließlichen Wirtschaftszonen von Dänemark und Schweden entstanden. Das daraus aufsteigende Gas habe an der Oberfläche Gebiete mit einem Radius zwischen 200 und 900 Metern erfasst.
Bei der Sitzung des Sicherheitsrats sollte es zunächst auf Bitten Russlands eine Debatte über die Lecks geben. Anschließend sollte über eine Resolution debattiert werden, in der die russische Annexion von ukrainischen Gebieten als Völkerrechtsbruch verurteilt und Russland zum sofortigen militärischen Rückzug aufgefordert wird. Es wird aber erwartet, dass Russland sein Veto dagegen einlegen wird.
Die russische Führung versuchte, die USA als Hauptverdächtigen im Fall der beschädigten Pipelines darzustellen. Es sei "offensichtlich, dass der Hauptnutznießer, vor allem wirtschaftlich, die USA sind", sagte der Sekretär des nationalen Sicherheitsrats in Russland, Nikolai Patruschew, der Nachrichtenagentur Interfax zufolge.
Der Chef des russischen Auslandsgeheimdienstes, Sergej Naryschkin, behauptete, Moskau verfüge über Material, das auf eine "westliche Spur" bei der Organisation und Durchführung der "Terroranschläge" auf die Nord-Stream-Pipelines hinweise. Er beschuldigte den Westen, "alles zu tun, um die wahren Urheber und Organisatoren dieses internationalen Terrorakts zu verbergen".