Ziel sei eine offene Kommunikation, damit beide Länder ihre Beziehungen verantwortungsvoll gestalten könnten, hatte Blinken vor seiner Abreise gesagt. Vor dem Hintergrund der strengen chinesischen Corona-Maßnahmen, aber auch wegen der stark angespannten Beziehungen hatte es seit 2018 keinen Besuch eines US-Außenministers in Peking mehr gegeben. Für Blinken ist es die erste China-Reise seit seinem Amtsantritt. Er holt den Besuch nach, der Anfang Februar aufgrund der Ballon-Affäre und Spionagevorwürfen gegen China verschoben worden war.
Der Krieg in der Ukraine, Handelsstreitigkeiten über fortschrittliche Computertechnologien, die Fentanyl-Drogenepidemie in den USA und das chinesische Menschenrechtsverhalten sind alles Themen, die die Amerikaner diskutieren wollen. Chinesische Beamte reagierten kühl auf den Besuch von Blinken und stellten in Frage, ob die USA bei ihren Bemühungen, die Beziehungen zu verbessern, aufrichtig seien. Das Verhältnis beider Staaten ist auf einem Tiefpunkt. Die Regierung von Präsident Joe Biden sieht in China die größte geopolitische Herausforderung und fährt einen harten Kurs gegenüber Peking. China wiederum wirft den USA Hegemonialstreben vor.
Wang Wenbin, ein Sprecher des chinesischen Außenministeriums, signalisierte vor Blinkens Ankunft Gesprächsbereitschaft, stellte aber Bedingungen. Die USA sollten aufhören, "das eine zu sagen und das andere zu tun", sagte Wang Wenbin am Freitag. Washington solle auch aufhören, von einer "Position der Stärke" gegenüber China zu fantasieren. China setze sich für eine allmähliche Rückkehr der Beziehungen auf einen "stabilen Entwicklungspfad" ein.
Kurz vor Blinkens Ankunft in Peking stellte US-Präsident Joe Biden ein Treffen mit Staatschef Xi Jinping in naher Zukunft in Aussicht. "Ich hoffe, dass ich mich in den nächsten Monaten erneut mit Xi treffen und über berechtigte Differenzen sprechen werde, die wir haben, aber auch darüber, in welchen Bereichen wir miteinander auskommen können", sagte Biden gestern auf einer Reise nach Philadelphia (Pennsylvania). Den Zwischenfall mit dem von den USA abgeschossenen chinesischen Ballon spielte Biden herunter: Er glaube nicht, dass die Führung in Peking wusste, wo der Ballon war und wie er ausgestattet war. "Ich denke, es war eher peinlich als beabsichtigt."
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