
Neben Kiew hatten die beiden auch vom Krieg stark betroffene Vororte besucht. In Butscha sagte Pavel dem mitreisenden tschechischen TV-Sender CT24, er zweifle nicht daran, dass Russland absichtlich zivile Ziele angreife: "Aus der Vielzahl der Angriffe auf zivile Ziele lässt sich nichts anderes schließen, als dass Absicht dahinter steckt. Navigationsfehler oder fehlerhafte Zieleingaben kann es manchmal geben. Aber bei so einer großen Zahl ist das einfach kein Fehler mehr. Da steckt eindeutig ein Plan dahinter: Chaos und Schrecken in der Zivilbevölkerung auslösen, damit sie Druck auf die Regierung zum Nachgeben ausübt."
"Es ist schwierig, aus erster Hand mitzuerleben, dass die Ukrainer dafür den höchsten Preis zahlen – das Blut und das Leben ihrer Mitbürger", sagte Pavel. "Sie kämpfen gegen den Angreifer und verteidigen das, wofür wir alle gemeinsam stehen. Deshalb werden wir sie unterstützen", fügte er hinzu. Die Ukrainer und ihre Verbündeten hätten sich aber dadurch nicht beugen lassen, sagte Pavel. Tschechien und die Slowakei, die bis vor 30 Jahren einen gemeinsamen Staat bildeten, gehören seit Beginn der russischen Invasion zu den engagiertesten politischen und militärischen Unterstützern der Ukraine. "Als wir nach Bucha reisten, kamen wir auf dem gleichen Weg wie die russischen Militärfahrzeuge vor etwa einem Jahr. Erinnerungen an das barbarische Abschlachten von Zivilisten bleiben hier. Die Ukrainer werden niemals die Hunderte von unnötig verlorenen Leben vergessen. Wir dürfen das auch nicht vergessen", sagte Pavel sagte in einem Tweet.
Selenskyj hat sich auch einmal mehr positiv über ein kürzliches Telefonat mit Chinas Staatschef Xi Jinping geäußert. In dem Gespräch sei es um die territoriale Unversehrtheit der Ukraine "einschließlich der Krim" und die Charta der Vereinten Nationen gegangen. "Wir haben Respekt gegenüber allen diesen Prinzipien gehört", sagte der 45-Jährige am Freitag auf einer Pressekonferenz in Kiew. Das sei sehr wichtig. Über gegenseitige Besuche sei mit Peking nicht gesprochen worden.
Selenskyj habe Xi ebenfalls darum gebeten, auf Moskau einzuwirken, um eine Rückkehr von ukrainischen Kriegsgefangenen und "verschleppten Kindern" zu erreichen. Seinen Angaben nach geht es um "knapp 20.000 Kinder". "Ich sage es offen, bei der Rückkehr unserer Kinder hilft der Ukraine derzeit nur die Ukraine", klagte der Staatschef. Es gebe zwar Bemühungen von Seiten der Vereinten Nationen, doch nur mit schwachen Ergebnissen. Daher habe er Xi auch hierbei um Hilfe gebeten. Am Mittwoch hatten Selenskyj und Xi erstmals seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine vor über 14 Monaten telefoniert. Den russischen Präsidenten Wladimir Putin hatte Xi zuvor im März bei einem dreitägigen Staatsbesuch in Moskau persönlich getroffen. Kritiker werfen Peking eine verdeckte Unterstützung Moskaus vor. Kiew hat sich bisher mit derartigen Vorwürfen zurückgehalten.
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