Die russische Führung steht selbst im Verdacht, hinter den Explosionen zu stehen, die die von Russland nach Deutschland führenden Pipelines Ende September schwer beschädigt hatten. Moskau wiederum hatte von Anfang die These einer Pipeline-Sabotage durch die Vereinigten Staaten vertreten.
Russland hatte Nord Stream 1 zum Zeitpunkt der Explosionen wegen angeblicher technischer Probleme bereits abgeschaltet. Die laut Moskau trotz Beschädigung weiter einsatzfähige Leitung Nord Stream 2 hat bis heute keine Zulassung von deutschen Behörden erhalten. Den Untersuchungen zufolge wurden die Detonationen durch Sabotage hervorgerufen. Bis heute gibt es keinen klaren Beweis für die Urheberschaft.
Nun hat der bekannte Investigativ-Journalist Seymor Hersh in seinem Blog die These aufgestellt, US-Spezialtaucher hätten die Sprengsätze bei einer Nato-Übung im Juni an den Leitungen in der Ostsee angebracht und später - unterstützt durch Norwegen - per Fernzündung detonieren lassen. Der 85-jährige Hersh, der vor Jahrzehnten durch die Aufdeckung des My-Lai-Massakers in Vietnam durch US-Truppen bekannt wurde, ist zuletzt aber auch immer wieder mit fragwürdigen Recherchen aufgefallen. Die Quellenlage zu Nord Stream ist ungesichert, die USA und Norwegen haben den Bericht scharf zurückgewiesen. "Das ist völlig falsch und eine vollkommene Erfindung", erklärte die Sprecherin des Nationalen Sicherheitsrates der USA, Adrienne Watson.
In Moskau hingegen wird der Bericht in Medien und Politik breit diskutiert. Nach den veröffentlichten "Fakten" sei eine internationale Aufklärung des Falls und die Bestrafung der Verantwortlichen nötig, forderte Wolodin.
"Wenn (US Präsident Harry) Truman zum Verbrecher wurde, indem er Atomwaffen gegen die Zivilbevölkerung in Hiroshima und Nagasaki einsetzte, so ist Biden zum Terroristen geworden, der den Befehl zur Zerstörung der Energie-Infrastruktur seiner strategischen Partner Deutschland, Frankreich und Niederlande gegeben hat", so der Vorsitzende des russischen Parlaments. Die Bombardierung der ukrainischen Energie-Infrastruktur durch Russland als Teil des russischen Angriffskriegs hatte Wolodin zuvor gerechtfertigt.
dp/pcl