Beliebt ist die Maßnahme schon längst nicht mehr. In Deutschland hält nur gut ein Viertel der Menschen die Umstellung überhaupt für sinnvoll, wie aus einer regelmäßigen Befragung der Forsa im Auftrag der Krankenkasse DAK hervorgeht. Für diese wurden im Februar diesen Jahres mehr als 1000 Menschen nach ihrer Meinung zur Zeitumstellung befragt. Begeisterung sieht anders aus.
Die fehlende Begeisterung ob des halbjährlichen Rhythmuswechsels dürfte auch mit Schwierigkeiten nach der Umstellung zusammenhängen. 17 Prozent der 14- bis 29-Jährigen gaben in der Befragung an, schon einmal mit gesundheitlichen Problemen nach dem Drehen an der Uhr zu kämpfen gehabt zu haben. Bei den 45- bis 59-Jährigen ist es sogar fast ein Drittel.
Bei den Deutschen über 60 nimmt diese Zahl zwar wieder ab, dennoch halten in der ältesten Gruppe die meisten Menschen das Hin und Her zwischen Sommer- und Winterzeit für wenig sinnvoll. Gerade einmal 17 Prozent der Befragten signalisierten Verständnis, ähnlich so viele wie in den anderen Altersgruppen. Nur bei den 14- bis 29-Jährigen halten mit 33 Prozent noch besonders viele Menschen die Umstellung für sinnig.
Gesundheitlich macht sich bei vielen nach dem Wechsel auf die neue Zeit vor allem Müdigkeit bemerkbar. 85 Prozent der Befragten, die mit der Umstellung zu kämpfen hatten, fühlten sich schlapp. Aber auch über Schlafprobleme, Konzentrationsschwierigkeiten und Gereiztheit klagten viele der Befragten. Frauen gaben dabei eher an, unter der Umstellung zu leiden. Bei ihnen trat ein Großteil der Symptome deutlich häufiger auf als bei Männern.
Eines der Probleme bei der Abschaffung der Zeitumstellung liegt auch darin, sich auf eine immer geltende Zeit zu einigen. Immer Sommerzeit und damit lange, lauschige Sommerabende? Oder lieber Winterzeit – und damit davon profitieren, dass es früher hell wird? Die Meinungen gehen laut der Umfrage deutlich auseinander.
Zwar plädierte eine Mehrheit bei der Befragung für die dauerhafte Sommerzeit. Die Gruppe der Befürworter kommt aber nur auf eine knappe absolute Mehrheit von 55 Prozent der Befragten. Beides hätte Vor- und Nachteile. Bei ewiger Sommerzeit wäre es nicht nur im Sommer, sondern auch im Winter abends länger hell. Allerdings müssten fast alle Menschen ihren Arbeits- oder Schultag im Dunkeln beginnen. In Hamburg etwa ginge die Sonne dann am 15. Januar erst um 9.28 Uhr statt um 8.28 Uhr auf. 59 Prozent der Befragten fänden das allerdings durchaus in Ordnung. Mehr als ein Drittel (38 Prozent) würde einen so späten Sonnenaufgang als störend empfinden.
Bei dauerhafter Winterzeit dreht sich das Problem. Dann würde es im Sommer noch früher hell werden als ohnehin schon. In Hamburg würde sich der Tagesbeginn dann am 21. Juni – dem längsten Tag des Jahres – auf 3.50 Uhr verschieben. Während die Debatte um das Drehen an den Uhren alle halbe Jahre von vorn beginnt, ist der technische Aufwand der Umstellung im Vergleich zu früher deutlich geringer geworden. Viele Smartphones etwa machen ganz von selbst den Sprung vor oder zurück in der Zeit. Nicht immer aber läuft der Vorgang reibungslos.
2014 etwa verschlief der damalige bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer eine Telefonkonferenz mit Bundeskanzlerin Angela Merkel, weil er seinen Wecker wegen der Sommerzeit nicht eine Stunde vorgedreht hatte. Die Konferenz konnte erst mit Verspätung beginnen.
Autofahrern in Freiburg jagte eine verpasste Umstellung im November 2010 einen gehörigen Schrecken ein. In einigen Straßen galten dort von 22 Uhr bis 6 Uhr 30 km/h statt der sonst erlaubten 50 km/h. Doch weil die Blitzer nicht pünktlich auf Winterzeit eingetaktet wurden, fotografierten die Messgeräte am Abend nach der Zeitumstellung fälschlicherweise schon ab 21 Uhr, wie die „Badische Zeitung“ damals berichtete. Knöllchen gab es in dieser verflixten Stunde allerdings nicht - zumindest nicht für diejenigen, die weniger als Tempo 50 gefahren waren.