Die Niederlande wollen sich zudem an zwei Initiativen zur Beschaffung von Artilleriemunition beteiligen. Zum einen geht es um eine EU-Initiative, zu der die Niederlande 130 Millionen Euro beisteuern. Außerdem wird eine deutsche Initiative mit ebenfalls 130 Millionen Euro unterstützt. "Diese Kapazitäten werden die Ukraine weiter in die Lage versetzen, den Kampf zu führen, um Teile des Landes von russischer Besatzung zu befreien", erklärte die niederländische Verteidigungsministerin Kajsa Ollongren. "Die ukrainische und europäische Sicherheit sind untrennbar miteinander verbunden." Die Ukraine hat westliche Staaten vor längerer Zeit darum gebeten, ihr mit der Lieferung von Kampfpanzern bei der Verteidigung gegen den russischen Angriffskrieg zur Seite zu stehen. Deutschland und mehrere weitere europäische Staaten haben bereits verschiedene Modelle von Leopard-Panzern zur Verfügung gestellt, andere Länder wie die USA, Großbritannien und Frankreich auch andere Panzertypen.
Auch Estland hat vor den Gesprächen in Ramstein über westliche Militärhilfe für die Ukraine die Lieferung von weiteren Waffen an das von Russland angegriffene Land angekündigt. Das Hilfspaket umfasse Artilleriemunition vom Kaliber 155 Millimeter, teilte das Verteidigungsministerium in Tallinn am Donnerstag mit. Dies sei Estlands Beitrag zu einem Abkommen der EU-Staaten, der Ukraine eine Million Artilleriegeschosse zu liefern. Weiter will das baltische EU- und Nato-Land Nachtsichtgeräte und Munition für Handfeuerwaffen an Kiew übergeben.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat unterdessen die Nato aufgefordert, auf ihrem Gipfel im Juli den Weg zur Aufnahme seines Landes ins westliche Militärbündnis freizumachen. Weder in der Ukraine noch in Europa noch in der Nato würde die Mehrheit der Bevölkerung verstehen, wenn Kiew keine "wohlverdiente Einladung" erhielte, sagte Selenskyj am Donnerstagabend in seiner täglichen Videoansprache. Zuvor hatte er erstmals seit Beginn des russischen Angriffskriegs vor annähernd 14 Monaten Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg in Kiew empfangen.
Bei dem Treffen sei es nicht nur um die Verteidigung der Ukraine, sondern um die "Verteidigung der gesamten regelbasierten internationalen Ordnung und den Schutz des Lebens" gegangen, sagte der Präsident. Kaum jemand trage derzeit mehr zur euroatlantischen Sicherheit bei als die ukrainischen Soldaten. Kiew habe daher "alles getan, um sicherzustellen, dass unsere Anfrage erfüllt wird". Gegen eine Aufnahme der Ukraine gibt es bei mehreren Mitgliedern der Allianz Bedenken. Der nächste Nato-Gipfel der Staats- und Regierungschefs findet am 11. und 12. Juli in Litauen statt. Erstmals wird dann auch Finnland als neues Nato-Mitglied dabei sein, das wegen Russlands Angriffskrieg seine jahrzehntelange Bündnisfreiheit aufgegeben hatte. Der Aufnahmeantrag Schwedens aus den gleichen Erwägungen wird derzeit von der Türkei und Ungarn blockiert.
Zudem ging Selenskyj ein weiteres Mal auf die Bedeutung von Sanktionen gegen Moskau auch bei Sportveranstaltungen wie den Olympischen Spielen ein. "Es ist offensichtlich, dass ein Terrorstaat alles tun wird, um sich durch Sport zu rechtfertigen oder die internationale olympische Bewegung zur Unterstützung seiner Aggression zu nutzen." Deshalb müsse Russland für die Dauer des Krieges von Sportveranstaltungen ausgeschlossen bleiben. Das gelte insbesondere für die Olympischen Spiele 2024 in Paris. Zugleich warf Selenskyj Mitgliedern des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) vor, "persönliche Interessen" über den olympischen Gedanken stellten. Das IOC hatte Ende März empfohlen, den Bann gegen russische und belarussische Athleten zu lockern.
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