Ängste und falsche Rücksichtnahme gegenüber Moskau befeuerten "die aggressiven Ambitionen Russlands", sagte Selenskyj. Die Ukraine habe jedoch gezeigt, wie diese Aggression zu neutralisieren sei. Sein Land trage damit auch zur Stärkung der Nato bei, erklärte er. Daneben berichtete der ukrainische Staatschef über Vorbereitungen zu einer Wiederaufbaukonferenz für die Ukraine in London. Sein Anliegen sei, alle Ruinen in der Ukraine aufzubauen. "Wenn die Ruinen verschwinden, verliert nicht nur der Angreifer, sondern auch die Idee der Aggression", sagte er.
Dabei kritisierte er erneut die ungenügende Durchsetzung der Sanktionen gegen Russland. Wie tags zuvor ging er dabei auf einen russischen Raketenschlag ein - diesmal gegen die Hafenstadt Odessa. Viele Komponenten dieser Raketen stammten aus dem Ausland. Würden die Sanktionen konsequent durchgesetzt, so könne Russland die Ukraine nicht mehr beschießen, argumentierte er.
Selenskyj soll auch an diesem Donnerstag per Video vor dem Schweizer Parlament in Bern sprechen. Der Auftritt hat im Vorfeld für hitzige Diskussionen gesorgt. Die stärkste Partei, die rechte SVP, hat vergeblich versucht, den Auftritt zu verhindern. Sie argumentiert, die Ukraine versuche, Einfluss auf die Schweizer Politik zu nehmen.
Hintergrund ist die Neutralitätsdebatte in der Schweiz. Gemeint ist unter anderem, dass die Schweiz als neutrales Land keinem an einem Krieg beteiligten Land Waffen liefert. Deshalb verweigert sie Deutschland und anderen Staaten auch die Weitergabe von vor Jahren in der Schweiz eingekauften Rüstungsgütern an die Ukraine. Sie steht deshalb international in der Kritik. Einige Parteien wollen die Neutralität einschränken, wenn ein Land - wie die Ukraine - angegriffen wurde und die Mehrheit der Mitglieder der Vereinten Nationen dies als Verstoß gegen das Völkerrecht betrachten.
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