Auslöser der Debatte war eine Äußerung der Vize-Vorsitzenden der Unions-Bundestagsfraktion, Dorothee Bär, die in der "Welt" eine andere Rechtslage forderte. "Alles ist besser, als was jetzt ist", sagte die CSU-Politikerin. Nur ein geringer Anteil der Prostituierten in Deutschland sei bei den Sozialversicherungen gemeldet, wie aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Unions-Bundestagsfraktion hervorgehe. Bär sagte dazu: "Die Sozialversicherungszahlen zeigen, dass hier etwas nicht stimmen kann. Für mich heißt das: Wir können als Staat nicht Frauen in der Prostitution schützen, sondern müssen sie vor der Prostitution schützen."
In der Beschäftigungsstatistik der Bundesagentur für Arbeit waren zum 30. September 2022 lediglich 50 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte sowie zehn ausschließlich geringfügig Beschäftigte unter der entsprechenden Berufsgattung gemeldet, hieß es in der Antwort der Bundesregierung.
Johanna Weber vom Berufsverband erotische und sexuelle Dienstleistungen sagte, es stimme zwar, dass nur wenige Sexarbeiter und Sexarbeiterinnen sozialversicherungspflichtig beschäftigt seien. Grund dafür sei die Lebensrealität der Branche: "Es klingt immer so, wenn nur eine ganz geringe Anzahl an Sexarbeitenden sozialversicherungspflichtig beschäftigt ist, dass alle anderen völlig illegal und ohne Krankenversicherung arbeiten. Das stimmt einfach nicht", sagte Weber. Sexarbeitende seien sehr viel unterwegs. "Das heißt, die arbeiten teilweise eine Woche hier, eine Woche da. Das wäre ein wahnsinniger Verwaltungsaufwand, jedes Mal einen neuen Anstellungsvertrag zu machen."
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