
Drei Stunden nach Wahlbeginn am Mittwoch waren 31 Prozent der Wahllokale in größeren Städten und Ortschaften noch nicht geöffnet, wie ein Sprecher der Beobachtermission der Nationalen Bischofskonferenz im Kongo sagte. Vielfach seien Wahlmaschinen defekt gewesen. Ein Wahllokal in der Hauptstadt Kinshasa erhielt seine Wahlmaschinen erst zwei Stunden vor dem eigentlichen Ende der Wahl. Zunächst wurde die Wahl bis in den Mittwochabend hinein noch verlängert und dann auch noch bis Donnerstag.
Neben den fehlenden Geräten gab es auch weitere Probleme. Ihre Wahlbenachrichtigungen seien nicht lesbar, sagte Raymond Yuma, der mit drei anderen auf die Öffnung eines Abstimmungslokals wartete. Im Osten des Landes erklärten Menschen, ihre Namen stünden nicht auf den Wählerlisten.
Präsident Felix Tshisekedi kandidiert für eine zweite Amtszeit und wird von etwa 20 Kontrahenten herausgefordert. Als aussichtsreichster Gegenkandidat galt der Geschäftsmann und frühere Gouverneur der Provinz Katanga, Moise Katumbi. Weil die Opposition aber zersplittert ist, wurden Tshisekedi gute Chancen eingeräumt.
Katumbi rief die Bevölkerung auf, in den Wahllokalen zu bleiben und die Ergebnisse zu beobachten. "Wir müssen jeden Wahlzettel auszählen", sagte er bei der Stimmabgabe in Lubumbashi. "Das einzige Ergebnis, das wir akzeptieren, ist das, das in jedem Wahllokal angezeigt wird."
Der Gewinner benötigt eine Mehrheit der Stimmen in der ersten Runde. Vor dem Wahlchaos war damit gerechnet worden, dass etwa 44 Millionen Menschen ihre Stimmen abgeben könnten. Das ist fast die Hälfte der Bevölkerung des Landes.
Journalist: Menschen sind durch Schüsse vom Wählen abgehalten worden
In Bunia im Osten des Landes wurde ein Abstimmungszentrum demoliert, als Mitglieder der Wahlkommission und Wähler aneinander gerieten, wie der Journalist Jean-Marcus Loika berichtete. Die Menschen seien durch Schüsse vom Wählen abgehalten worden, sagte er.
Ein großes Problem bei der Abstimmung war, dass die Tinte auf den Wahlkarten verschmierte und viele unleserlich wurden. Das bedeutet, dass Menschen von den Wahllokalen abgewiesen werden könnten. Außerdem wurde das Wählerverzeichnis nicht ordnungsgemäß geprüft.
Wahlbeobachter aus dem In- und Ausland warnten, die Probleme bei Sicherheit und Logistik könnten die Glaubwürdigkeit der Wahl beeinträchtigen. "Die Organisation der Wahlen lässt viele Zweifel an der Glaubwürdigkeit, der Transparenz und der Verlässlichkeit der Ergebnisse aufkommen", sagte Bienvenu Matumo von der lokalen Menschenrechtsgruppe Lucha.
Tshisekedis Regierungsbilanz ist durchwachsen. Kritiker werfen ihm vor, nicht genug für das Leben der einfachen Kongolesen zu tun, von denen mehr als 60 Prozent von weniger als zwei Euro pro Tag leben. Auch hat sich Tshisekedi schwer damit getan, die Gewalt im Osten des Landes einzudämmen, wo mehr als 120 bewaffnete Gruppen um Macht, Bodenschätze und den Schutz ihrer Gemeinschaften kämpfen. Die Kämpfe haben 1,5 Millionen Menschen daran gehindert, sich als Wähler registrieren zu lassen. Eine von den USA vermittelte Feuerpause war nach Angaben der US-Regierung von 72 Stunden auf zwei Wochen verlängert worden. Nach Berichten von Anwohnern wurde sie eingehalten.