
Köln war erneut das Ziel Zehntausender Feiernder von auswärts. Die Polizei war dort mit mehr als 2000 Beamten im Einsatz. NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) sagte dem "Kölner Stadt-Anzeiger", es sei dieses Jahr ein besonderer Karneval, weil Krieg, Inflation und Geldsorgen viele Menschen belasten würden: "Umso wichtiger finde ich, dass es diese Tage gibt, an denen man mal für einige Stunden abschalten und die Sorgen beiseitelegen kann." Die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker rief zu großzügiger Hilfe für die Opfer des Erdbebens in der Türkei und in Syrien auf.
Die Stadt hatte in Köln vorsorglich 550 Mobiltoiletten, 140 Urinale, 20 Urinalrinnen und elf Toilettenwagen aufgestellt. Ordnungsamtschefin Athene Hammerich drohte: "Wildes Urinieren wird der Ordnungsdienst konsequent ahnden." Schon am Mittag wurde das Studentenviertel rund um die Ausgehmeile Zülpicher Straße wegen Überfüllung abgeriegelt. Manche Jugendliche benötigten nach Polizei-Angaben schon mittags ärztliche Hilfe, weil sie "sehr viel Alkohol in sich reingeschüttet" hatten. Polizeipräsident Falk Schnabel sagte jedoch, die Situation sei nicht vergleichbar mit dem 11.11. Beim Karnevalsauftakt im November war kritisiert worden, dass es an den Zugängen zu gefährlichem Gedränge gekommen sei.
Auch in Rheinland-Pfalz übernahmen die Narren in vielen Städten das Kommando. Schlipse würden aber kaum noch abgeschnitten, sagte die Vorsitzende des Möhnen-Clubs in Mülheim-Kärlich nördlich von Koblenz, Kornelia Punstein: "Dieser Brauch geht leider verloren. Welcher Mann trägt heute noch Schlips?" In Mainz feierten Melanie, Jessi und Anne auf dem Schillerplatz. Sie sei gefragt worden, ob sie Piratenbraut sei, sagte Melanie. Aber: "Nein ich bin Piratin. Ich bin ja nicht von einem Typ abhängig."
In Baden-Württemberg begann die schwäbisch-alemannische Fastnacht. In Konstanz zogen am frühen Morgen die "Blätzlebuebe" durch die Gassen, um die Anwohner zu wecken. In vielen Gemeinden wurden Schüler aus dem Unterricht befreit und Rathäuser gestürmt. Die Bürgermeister mussten symbolisch ihre Schlüssel herausrücken - bis Aschermittwoch haben die Narren das Sagen. Am Abend sollte sich in Stockach im Kreis Konstanz der FDP-Politiker Wolfgang Kubicki vor dem "Narrengericht" verantworten.
Die ursprüngliche Bedeutung des Karnevals aus dem Mittelalter besteht darin, die Welt für einige Tage auf den Kopf zu stellen und die Rollen zu tauschen: Nonnen durften sich danebenbenehmen, Knechte ihre Herren ausschimpfen. Große Teile Deutschlands erwiesen sich jedoch als nicht karnevalisierbar - und das ist so geblieben: Umfragen zeigen immer wieder, dass das närrische Treiben die Mehrheit der Menschen kalt lässt.
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