
Wie unter anderem die "Süddeutsche Zeitung" am Montag berichtet, seien Zahlungen bislang zurückgestellt worden, da die Bahn – wie andere Unternehmen auch – die Strompreisbremse in Anspruch genommen hatte. Solange die Preisbremse als staatliche Unterstützung genutzt wird, sind Bonus-Zahlungen an Vorstände verboten. Da die Strompreisbremse Endes 2023 aber ausläuft, können die Bonus-Zahlungen an Bahnchef Richard Lutz und die anderen Vorstandsmitglieder ab Januar 2024 wieder aufgenommen werden.
Das Bonus-System für Vorstände der Bahn ist seit Jahren umstritten. Im Rahmen der Recherchen konnte nun das langjährige Berechnungsmodell für die Zahlungen eingesehen und so nachvollzogen werden, für welche selbst gesteckten Ziele den Bahn-Vorständen welche Boni veranschlagt wurden. Daraus geht hervor, dass bei der Berechnung Bereiche, in denen Ziele verfehlt wurden, mit anderen Bereichen, in denen Ziele übertroffen wurden, offenbar verrechnet werden konnten. So erhalten die Bahn-Vorstände hohe Boni, obwohl die Bahn ihre Ziele für "Pünktlichkeit" und "Kundenzufriedenheit" auch in 2022 wieder deutlich verfehlte.
Dem Bericht zufolge gab es aber auch gute Bewertungen. Drei gute und beste Noten, um genau zu sein, die für die Bonuszahlungen sorgen – allem Unmut wegen Zugausfällen und Verspätungen bei den Reisenden zum Trotz. Für die positive Stimmung unter den Beschäftigten und den Bereich "Frauen in Führung" sollen die Vorstandsvorsitzenden 175 Prozent der Ziele erreicht haben. Auch mit Blick auf die CO2-Einsparung konnte durch Konzernchef Lutz das selbstgesteckte Ziel erreicht werden – allein dafür soll er knapp 440.000 Euro an Bonuszahlungen erhalten. Auch bezüglich der finanziellen Lage konnten die Vorstandsvorsitzenden Werte einfahren, die über den gesteckten Zielen für 2022 lagen: Somit lagen sie trotz sehr hoher Verschuldung sogar 200 Prozent über den Zielen.
Über das Bonus-System bei der Bahn entscheidet der Aufsichtsrat, in dem Vertreter der Bundesregierung und der Gewerkschaften sitzen. Es soll im kommenden Jahr umgestellt werden. Bahn-Vorstände haben dann einen höheren Anteil ihres Gehalts als Fix-Gehalt, der Anteil der Boni soll im Gegenzug sinken. Die Bahn erklärte, zu Angelegenheiten des Aufsichtsrats äußere man sich nicht und verwies auf ihre Konzernberichte. Das Bundesverkehrsministerium teilte auf Anfrage mit, mit Vergütungsvereinbarungen könne der DB-Aufsichtsrat Ziele des Bundes als Eigentümer der Bahn durchsetzen.