
"In einer Reihe von Regionen, insbesondere in den Grenz- und Frontgebieten, stellen wir Führungskräfte mit militärischer Erfahrung ein", sagte Selenskyj. Und zwar seien dies Leute, "die sich am wirksamsten gegen die aktuellen Bedrohungen zur Wehr setzen können". Generell sollten militärische Erfahrung aus dem bisherigen Kriegsverlauf mit der Führungsarbeit in der lokalen und zentralen Verwaltung verbunden werden.
Russische Streitkräfte versuchen, ukrainische Streitkräfte mit Kämpfen in der östlichen Donbass-Region zu binden, während Moskau dort zusätzliche Truppen für eine erwartete Offensive in den kommenden Wochen versammelt, die möglicherweise auf die Region Luhansk abzielt. In der Stadt Bachmut und den nahe gelegenen Städten Soledar und Vuhledar tobten weiterhin wochenlange heftige Kämpfe, teilte das ukrainische Präsidialamt mit. Das britische Verteidigungsministerium sagte, Russland mache weiterhin kleine Fortschritte bei seinen Bemühungen, die Donbass-Stadt Bachmut einzukreisen. "Während den ukrainischen Streitkräften weiterhin mehrere alternative Versorgungswege über das Land zur Verfügung stehen, ist Bachmut zunehmend isoliert", sagte das Ministerium auf Twitter.
Daneben gehe die Bildung neuer Brigaden der Nationalgarde, der Polizei und des Grenzschutzes voran. "Der Anfang ist stark", sagte Selenskyj. "Und es wird weitergehen." Angesichts der verstärkten russischen Angriffe ist die ukrainische Armee gezwungen, Truppen an die Front zu verlegen, die eigentlich für spätere eigene Offensivaktionen gedacht waren.
Selenskyj erwägt offensichtlich eine Reise nach Brüssel. Mehrere Mitarbeiter des Europäischen Parlaments bestätigten am Montag der Deutschen Presse-Agentur, dass es am Donnerstag die "Wahrscheinlichkeit einer außerordentlichen Plenartagung in Anwesenheit des ukrainischen Präsidenten" gebe. Am selben Tag treffen sich auch die Staats- und Regierungschefs der EU-Staaten in Brüssel zu einem Gipfel. Wie es hieß, würde Selenskyj dann auch als Gast an dem Gipfel teilnehmen. Er sei eingeladen worden, persönlich an einem Gipfel teilzunehmen, sagte ein Sprecher von EU-Ratspräsident Charles Michel am Abend.
Aus Kiew gab es zunächst keine Bestätigung für eine mögliche Reise von Selenskyj nach Brüssel. Eine solche dürfte es aus Sicherheitsgründen erst kurz zuvor geben.
Die erste und bislang einzige öffentlich bekannte Auslandsreise Selenskyjs nach Beginn des russischen Angriffskriegs hatte den Präsidenten kurz vor Weihnachten nach Washington geführt. Seitdem wird auch über einen Besuch in Brüssel spekuliert. Zusammen mit den USA gilt die EU als wichtigster Unterstützer der Ukraine im Abwehrkampf gegen Russland. Die EU und ihre Mitgliedstaaten haben nach eigenen Angaben bislang knapp 50 Milliarden Euro mobilisiert. Zudem wurden gegen Russland zahlreiche Sanktionen verhängt.
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