Baerbock hatte sich bereits am vergangenen Samstag im Zusammenhang mit ihren Bemühungen um die Freilassung der von der islamistischen Hamas verschleppten Geiseln in Ägypten aufgehalten. Unter den Geiseln sind deutsche Staatsangehörige, die meisten davon Doppelstaatler. Die Bundesaußenministerin hatte damals mit ihrem ägyptischen Kollegen Samih Schukri über die Lage in der Region beraten.
Israel hat die erste Freilassung von zwei Geiseln der islamistischen Hamas im Gazastreifen bestätigt. Judith Tai Raanan und ihre Tochter Natalie Shoshana Raanan seien am Freitag "aus den Händen der Terrororganisation Hamas entlassen" worden, teilte das Büro von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu mit. Der militärische Arm der Hamas hatte zuvor die Freilassung der zwei amerikanischen Staatsbürgerinnen als "Reaktion auf die Bemühungen Katars" angekündigt.
Israels Armee geht eigenen Angaben zufolge davon aus, dass die meisten der mehr als 200 in den Gazastreifen verschleppten Geiseln noch am Leben sind. Das teilte das Militär am Freitag mit. Woher sie die Informationen haben, sagte die Armee nicht.
Offiziellen Angaben zufolge haben Terroristen auf Geheiß der im Gazastreifen herrschenden Hamas nach dem Massaker am 7. Oktober mindestens 203 Menschen aus Israel in den Küstenstreifen verschleppt. Darunter sind nach Armeeangaben von Freitag mehr als 20 Kinder und Jugendliche. Zwischen zehn und 20 Geiseln seien ältere Menschen ab 60. Seit den Terroranschlägen gelten demnach noch 100 bis 200 Menschen als vermisst.
Von dem Nahost-Treffen am Samstag erhofft sich Baerbock ein Signal gegen eine regionale Ausweitung des Gaza-Kriegs. Es gehe darum, wie man nach dem Großangriff der Hamas und der Abriegelung des Gazastreifens "einen Flächenbrand verhindern kann, wie man die zivile Katastrophe abwenden kann", hatte sie in Israel gesagt.
Baerbock kam direkt aus der libanesischen Hauptstadt Beirut nach Kairo. Dort hatte sie Gespräche mit dem geschäftsführenden Premierminister Najib Mikati und dem geschäftsführenden Außenminister Abdallah Bou Habib geführt. Im Mittelpunkt der Gespräche dürfte der Versuch Baerbocks gestanden haben, die politische Führung des Landes zu bewegen, Einfluss auf die Schiitenorganisation Hisbollah (Partei Gottes) zu nehmen.
Es wird ein stärkeres Eingreifen der Hisbollah in den Gaza-Krieg als bisher befürchtet. Die Gruppe gilt als wesentlich mächtiger als die Hamas. Neben einer besseren Ausbildung der Kämpfer verfügt sie über ein großes Arsenal an Raketen und Kampfdrohnen. Offizielle Angaben über den Verlauf der Gespräche gab es zunächst nicht.