
Die Ukraine bestätigte später den Austausch und die Rückkehr von 116 Gefangenen. Den Angaben des russischen Verteidigungsministeriums zufolge wurden die befreiten Soldaten medizinisch und psychologisch versorgt. Sie hätten zudem bereits Kontakt zu ihren Angehörigen aufnehmen können.
Unter den Freigelassenen seien auch Personen einer "sensiblen Kategorie", deren Freilassung die Vereinigten Arabischen Emirate vermittelt hätten, heißt es in der Mitteilung. Ob es sich dabei um hochrangige Offiziere, Söldner oder Spione handelt, präzisierte das Ministerium nicht.
Genauere Angaben zu den ukrainischen Gefangenen machte derweil der Leiter des Präsidentenbüros in Kiew, Andrij Jermak. Freigelassen wurden demnach 114 Soldaten und Unteroffiziere plus zwei Offiziere. Die meisten davon hätten bei den Streitkräften gedient, andere bei der Nationalgarde, der Polizei und dem Grenzschutz. Sogar ein Mitarbeiter des Zivilschutzes soll bei dem Austausch freigekommen sein.
Laut Jermak waren die Ukrainer in Mariupol, in Cherson und in Bachmut in Gefangenschaft geraten. Die Leichen zweier britischer Freiwilliger, die in der Ukraine getötet wurden, wurden am Samstag im Rahmen des Gefangenenaustauschs ebenfalls von Russland zurückgegeben. Sie waren am 6. Januar in der Nähe von Soledar im Osten Bachmuts verschwunden, als sie versuchten, Zivilisten zu evakuieren.
Der Leiter des Büros von Wolodymyr Selenskyj, Andriy Yermak, hat ein Video von Soldaten in einem Bus gepostet, zusammen mit ihnen, die draußen mit Fahnen im Schnee posieren. Er sagte, sie seien "Verteidiger von Mariupol, Partisanen von Cherson und Scharfschützen aus der Umgebung von Bachmut".
Anfang Januar hatten beide Seiten bereits einen Austausch vermeldet. Damals waren jeweils 50 Gefangene der Kriegsparteien freigekommen. Das Thema Gefangenenaustausch ist der einzige Bereich, in dem Moskau und Kiew noch miteinander verhandeln. Alle anderen Gespräche über eine friedliche Lösung des vor knapp einem Jahr von Kremlchef Wladimir Putin befohlenen russischen Angriffskriegs in der Ukraine liegen auf Eis.
Der Internationale Strafgerichtshof hat Tage nach der russischen Invasion im Februar eine eigene Untersuchung mutmaßlicher Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen in der Ukraine eingeleitet, ist jedoch nicht für die Verfolgung von Aggressionen in der Ukraine zuständig. Die Chefin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, sagte am Donnerstag, dass in Den Haag ein internationales Zentrum zur Verfolgung des Verbrechens der Aggression in der Ukraine eingerichtet werde. Moskau weist die Vorwürfe der Kriegsverbrechen zurück.
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