In der Nacht zum Mittwoch ist ein Teil der Carolabrücke in Dresden eingestürzt. Der Einsturz betrifft einen rund 100 Meter langen Abschnitt, der die Straßenbahngleise sowie den Fuß- und Radweg umfasste. Glücklicherweise wurde niemand verletzt, da die letzte Straßenbahn die Brücke nur 18 Minuten vor dem Einsturz passierte. Dennoch steht Dresden nun vor erheblichen Herausforderungen, da eine der wichtigsten Verkehrsverbindungen der Stadt teilweise lahmgelegt ist.
Der Einsturz ereignete sich gegen 3:08 Uhr, nachdem um 2:50 Uhr die letzte Straßenbahn die Brücke überquerte. Die ersten Meldungen kamen von Polizeibeamten, die Objektschutzmaßnahmen an der nahegelegenen Synagoge durchführten. Sie beschrieben ein "großes, schweres Geräusch" und berichteten, dass "der Boden gewackelt" habe.
Holger Kalbe, Abteilungsleiter Brücken- und Ingenieurbauwerke bei der Stadt Dresden, äußerte Vermutungen, dass der Einsturz durch Korrosion der Bewehrung verursacht worden sein könnte, die durch Chlorideinträge aus DDR-Zeiten begünstigt wurde. "Wir haben hier zu DDR-Zeiten massiven Chlorid-Eintrag gehabt", sagte Kalbe. Besonders an der Stelle, wo der Mast der Verkehrsbetriebe stand, könnten Chloride ins Innere der Brücke eingedrungen und zur Korrosion geführt haben.
Die Carolabrücke ist eine Spannbetonbrücke aus dem Jahr 1971, die in drei Brückenzüge unterteilt ist. Zwei dieser Züge (A und B) wurden bereits in den letzten Jahren saniert. Der dritte Zug, der jetzt eingestürzt ist, sollte im kommenden Jahr saniert werden. "Dass der Zustand im Brückenzug C so schlimm ist, dass es zum Einbruch gekommen ist, war nicht vorhersehbar", erklärte Kalbe.
Die Brücke verbindet das Regierungsviertel mit der Altstadt und überführt sowohl die Bundesstraße B 170 als auch Straßenbahn- und Radwege über die Elbe. Durch den Teileinsturz fällt eine zentrale Verkehrsader der Stadt weg. Umleitungen wurden eingerichtet, doch die Verkehrsteilnehmer müssen sich auf ein erhebliches Chaos einstellen.
Neben dem unmittelbaren Schaden an der Brücke verursachte der Einsturz auch erhebliche Auswirkungen auf die Fernwärmeversorgung der Stadt. Zwei Haupttrassen barsten, was zu einem kompletten Ausfall der Fernwärme im gesamten Stadtgebiet führte. Der Energieversorger Sachsenenergie arbeitet seitdem daran, die Versorgung schrittweise wiederherzustellen. Mittlerweile sind einige Stadtteile, darunter die Altstadt, wieder vollständig versorgt.
Darüber hinaus wurde die gesamte Konstruktion der Brücke schwer beschädigt. Ein etwa ein Meter langer Spalt hat sich auf der Seite der Altstadt gebildet, und die Feuerwehr kann nicht ausschließen, dass weitere Teile der Brücke einstürzen könnten. Die restlichen Brückenteile bleiben bis auf Weiteres gesperrt, und eine umfassende Zustandsanalyse ist in Planung.
Die Polizei hat den Einsturzort großräumig abgesperrt, und der Verkehr wird umgeleitet. Menschen sollen den Bereich meiden, dennoch zogen die spektakulären Bilder des eingestürzten Bauwerks hunderte Schaulustige an die Elbe. Auch der Schiffsverkehr ist im betroffenen Bereich der Elbe untersagt, und die Weiße Flotte hat alle Linienfahrten für den Tag abgesagt.
Der Einsturz der Carolabrücke hat erneut Diskussionen über die marode Infrastruktur in Deutschland entfacht. Ulrich Lange, stellvertretender Vorsitzender der CDU/CSU-Fraktion, kritisierte den Zustand vieler Brücken in Deutschland scharf: "Der Brückeneinsturz in Dresden ist dramatisch, und es ist ein großes Glück, dass niemand verletzt wurde." Er warf der Bundesregierung und insbesondere Bundesverkehrsminister Volker Wissing vor, die dringend nötigen Sanierungsmaßnahmen nicht konsequent umzusetzen.
Auch auf lokaler Ebene gibt es Kritik. Die Dresdner AfD bemängelte eine falsche Prioritätensetzung in der Verkehrspolitik und forderte, dass Gelder statt in Verkehrsversuche in die statische Sicherung von Bauwerken fließen sollten. Die geplanten Verkehrsversuche zur Verbesserung der Sicherheit für Fußgänger und Radfahrer auf der Carolabrücke, die bis Ende des Jahres laufen sollten, stehen nun in der Kritik.
Die genaue Ursache des Einsturzes wird weiterhin untersucht, und es gibt derzeit keine Hinweise auf strafbare Handlungen. Sollte sich jedoch herausstellen, dass Fehler bei der Wartung oder Sanierung gemacht wurden, könnte ein Strafverfahren eingeleitet werden.
Für die Stadt Dresden steht nun die umfassende Prüfung der noch intakten Brückenteile an. Dabei geht es darum, eine weitere Gefährdung der Verkehrssicherheit auszuschließen und die dringend notwendige Sanierung zu beschleunigen. Bis dahin bleibt eine der wichtigsten Verkehrsverbindungen der Stadt unterbrochen, und die Dresdner müssen sich auf anhaltende Verkehrsprobleme einstellen.
Der Einsturz der Carolabrücke ist ein dramatisches Beispiel für die Folgen mangelnder Wartung und Sanierung und mahnt dazu, die Infrastruktur in Deutschland ernsthaft und langfristig zu modernisieren, um solche Unglücke in Zukunft zu verhindern.