
Die meisten russischen Angriffe gab es demnach erneut in der Stadt Awdijiwka und Umgebung im Donbass - registriert wurden 27 Gefechte. Sie seien abgewehrt worden, hieß es. Im Frontabschnitt Kupjansk weiter nördlich im Gebiet Charkiw und Luhansk zählte das ukrainische Militär elf Gefechte beim Dorf Synkiwka. Auch dort sind die russischen Truppen nach ISW-Einschätzung seit Tagen in der Offensive und rücken vor. Von ukrainischen Offensivaktionen ist in den Generalstabsberichten schon seit geraumer Zeit keine Rede mehr. Nach dem weitgehenden Fehlschlag der Sommeroffensive richten sich die Kiewer Truppen auf Verteidigung ein.
Russland will sich nicht mit den vier im September 2022 annektierten Regionen Donezk, Lugansk, Cherson und Saporischschja zufrieden. Moskau wolle Berichten zufolge außerdem in der Regionen Charkiw bis zum Oskil-Fluss vorstoßen und in der Region Dnipropetrowsk weitere Geländegewinne erzielen, um in den nächsten 36 Monaten einen Sicherheitsstreifen zu schaffen, der die Ukraine daran hindere, "das neue russische Territorium zu bedrohen".
Diese Strategie scheint den Rahmen für die aktuelle Offensive gegen die Stadt Kupjansk zu bilden, die weniger als 50 Kilometer von der russischen Grenze entfernt liegt. Dorthin hat Moskau neue Bataillone zur Verstärkung verlegt. Russland schließe derzeit nicht aus, Charkiw, die zweitgrößte Stadt der Ukraine und einst ihr wichtigstes Industrie- und Luftfahrtzentrum, zu erobern.