Stoltenberg war am Donnerstag von der EU zu einem Arbeitsessen am Rande des Juni-Gipfels eingeladen. Bei diesem sollte es um die weitere Unterstützung der Ukraine gehen. Erwartet wurde zudem ein Austausch über den Aufstand von Prigoschin und seiner Wagner-Truppe. Bis heute ist unklar, was für Auswirkungen die Ereignisse vom Wochenende auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine haben und warum sich Prigoschin letztlich entschied, den Aufstand wieder abzubrechen und ins Nachbarland Belarus zu gehen.
Nach dem Wechsel des russischen Söldner-Chefs Jewgeni Prigoschin nach Belarus sieht Lettland die Gefahr einer "Infiltration" der Europäischen Union durch Kämpfer der Gruppe Wagner. Die EU-Außengrenze müsse deshalb besser geschützt werden, sagte der lettische Regierungschef Krisjanis Karins am Donnerstag vor dem EU-Gipfel in Brüssel.
"Wir müssen ein aufmerksames Auge auf alles haben, was in Belarus passiert", sagte Karins. Die Tatsache, dass dort eine unbekannte Zahl von ausgebildeten Kämpfern stationiert werde, könne zur Bedrohung werden. "Die Bedrohung wäre wahrscheinlich nicht eine frontal militärische, sondern der Versuch der Infiltration Europas für unbekannte Zwecke. Das bedeutet, dass wir den Grenzen besondere Aufmerksamkeit widmen müssen und sicherstellen müssen, dass wir das kontrollieren können." Prigoschin war nach einer Konfrontation mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin am vergangenen Wochenende nach Belarus ausgereist. Wie viele Kämpfer seiner Söldner-Truppe mitgehen und dort künftig stationiert sein werden, ist unklar.
Karins berichtete zudem von anhaltenden, von Belarus geförderten Versuchen von Migranten aus Drittstaaten, über die lettische Grenze zu kommen. Das passiere seit zwei Jahren kontinuierlich jeden Tag. Gruppen wanderten zwischen Polen, Litauen und Lettland hin und her und versuchten an verschiedenen Stellen, über die EU-Grenzen zu kommen. Auch aus diesem Grund müsse die Europäische Union "ihre Grenzpolitik ständig anpassen", meinte der lettische Regierungschef. Ende 2021 waren Tausende Migranten über die Belarus-Route nach Ostdeutschland gekommen. Auch die deutschen Behörden berichten von einer anhaltenden Bewegung auf dieser Route.
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