
Trotz historischer und diplomatischer Gründe rechtfertigte Macron sein Eingreifen in den Wahlkampf, indem er die Dringlichkeit der aktuellen politischen Situation betonte. Diese Entscheidung stieß jedoch auf massive Kritik von Oppositionsparteien, die Macron vorwarfen, den Wahlkampf zu dominieren und die Fairness der Wahl zu gefährden. Insbesondere wurde bemängelt, dass das Interview nur Stunden vor dem offiziellen Ende des Wahlkampfes stattfand, was als Verstoß gegen die Wahlkampfregeln angesehen wurde.
"Europa war noch nie so bedroht", sagte Macron in dem Interview. Er verwies auf den Brexit und die Aufstiege rechtsextremer Parteien in verschiedenen Ländern als Beispiele für die Herausforderungen, mit denen die Europäische Union konfrontiert ist. Er warnte davor, dass eine starke rechtsextreme Delegation aus Frankreich und anderen Ländern Europa in eine politische Sackgasse führen könnte.
Die Reaktionen auf Macrons Interview ließen nicht lange auf sich warten. Jordan Bardella, Vorsitzender des rechtsextremen Rassemblement National (RN), reagierte schnell und bezeichnete das Interview als Bestätigung, dass seine Partei die Politik der EU-Kommission blockieren könne, insbesondere in Bezug auf Umweltmaßnahmen und Migration.
Auch andere politische Akteure äußerten sich kritisch. François-Xavier Bellamy von der rechtsgerichteten Partei "Die Republikaner" nannte das Interview und Macrons Entscheidung, es kurz vor dem Wahltag zu geben, unangemessen. Er argumentierte, dass solche Äußerungen die Fairness im Wahlkampf untergraben könnten.
Die Kontroverse um das Interview verschärfte sich weiter, als die französische Medienaufsichtsbehörde Arcom erwog, die Sendezeit von Macron von der Redezeit der EU-Kandidatin Valérie Hayer abzuziehen, um die Fairness im Wahlkampf zu wahren. In Frankreich wird die Redezeit, die den einzelnen Kandidaten und Parteien zusteht, streng geregelt, um eine gleichmäßige Berichterstattung und Chancengleichheit sicherzustellen.
Zusammenfassend hat Macrons Interview zu einer intensiven Debatte über die Einhaltung der Wahlkampfregeln und die Neutralität des Staatsoberhaupts geführt. Während er die Dringlichkeit seines Handelns verteidigt, um die Bedrohung Europas durch die Rechte anzugehen, sehen Kritiker darin eine Beeinträchtigung der Fairness und der politischen Gleichheit im Wahlprozess. Die endgültige Bewertung der Auswirkungen dieses Interviews auf die Wahl wird sich zeigen, wenn die Ergebnisse der Europawahlen bekannt gegeben werden.