Auf die Frage, wer in der US-Regierung mit der russischen Führung in Kontakt gestanden habe, sagte Blinken, dass sein Team sich über das Wochenende mit Vertretern Russlands ausgetauscht habe. Es sei dabei etwa um die Sicherheit von US-Bürgern in Russland gegangen. Blinken betonte mehrfach, dass es sich bei dem inzwischen für beendet erklärten Aufstand um eine "interne Angelegenheit" Russlands handle. Die Regierung von US-Präsident Joe Biden hielt sich mit öffentlichen Einschätzungen zu den Entwicklungen in Russland zuvor auffällig zurück - wie andere Regierungen im Westen auch. US-Medien zufolge handelte es sich dabei um eine Strategie, da Putin jede wahrgenommene Beteiligung als Waffe einsetzen könnte. Auf die Frage, ob der Aufstand Putins Ende der Macht sei, sagte Blinken: "Darüber möchte ich nicht spekulieren."
Zu Berichten darüber, dass die US-Regierung von ihren Geheimdiensten über die Pläne von Söldnerchef Jewgeni Prigoschin bereits zuvor informiert worden sei, äußerte sich Blinken nicht explizit. "Ich denke, dass es für viele Menschen über viele Monate kein Geheimnis war, dass diese Spannungen zunahmen, dass sich etwas zusammenbraute", sagte er. Es habe sich um einen "aufziehenden Sturm" gehandelt. "Dies ist nur das jüngste Kapitel in einem Buch des Scheiterns, das Putin für sich selbst und für Russland geschrieben hat", so der Minister.
Blinken sagte außerdem, dass es der von Russland angegriffenen Ukraine einen Vorteil verschaffen könnte, dass Putin sich nun darum sorgen müsse, was im eigenen Land passiere. Mit Blick auf Russlands Status als Atommacht fügte Blinken hinzu: "Jedes Mal, wenn ein großes Land wie Russland Anzeichen von Instabilität aufweist, ist das ein Grund zur Sorge."
Die autoritären lateinamerikanischen Verbündeten der russischen Regierung sich hinter Putin gestellt. Der kubanische Präsident Miguel Díaz-Canel schrieb am Samstagabend auf Twitter, er drücke die Solidarität der Regierung und des Volkes Kubas mit dem Kremlchef Wladimir Putin und dem russischen "Brudervolk" aus. "Wir sind der festen Überzeugung, dass die Einheit und die verfassungsmäßige Ordnung siegen werden." Zu dem Zeitpunkt hatte Söldnerchef Jewgeni Prigoschin nach dem Vormarsch gen Moskau mitten im Ukraine-Krieg schon den Rückzugsbefehl gegeben.
"Wir senden unsere Umarmung der Solidarität und der Unterstützung an den Präsidenten der Russischen Föderation, Wladimir Putin, dem es gelungen ist, einen Versuch des Verrats und des Bürgerkriegs zu bewältigen und seinem Volk den Sieg und den Frieden zu garantieren", twitterte Venezuelas Präsident Nicolás Maduro am Samstagabend. In einer offiziellen Mitteilung aus dem mittelamerikanischen Nicaragua hieß es, Präsident Daniel Ortega und seine Ehefrau sowie Vizepräsidentin Rosario Murillo übermittelten Putin "unsere Zuneigung in revolutionärer Bruderschaft".
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