Zuversichtlich äußerte sich unterdessen Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg. Der Westen habe der Ukraine in den vergangenen Monaten 230 Panzer und mehr als 1550 gepanzerte Fahrzeuge für mehr als neun Panzerbrigaden geliefert. Sie bestehen jeweils aus mehreren Tausend ukrainischen Soldatinnen und Soldaten. "Damit wird die Ukraine in eine starke Position versetzt, besetztes Territorium zurückzuerobern", sagte Stoltenberg am Rande eines Treffens mit dem luxemburgischen Regierungschef Xavier Bettel in Brüssel. Sein Sprecher ergänzte, insgesamt habe die Ukraine seit Kriegsbeginn "Hunderte Panzer" und "Tausende andere gepanzerte Fahrzeuge" erhalten.
Zugleich warnte Stoltenberg davor, die Fähigkeiten der russischen Streitkräfte zu unterschätzen. Sie versuchten, mangelnde Qualität durch Quantität auszugleichen. "Wir sehen, dass Russland weiter mehr Personal mobilisiert", sagte er. Bei den Kämpfen um die ukrainische Stadt Bachmut habe man zudem gesehen, dass Russland bereit sei, eine hohe Zahl an Toten und Verletzten in Kauf zu nehmen.
Russland ist vor über 14 Monaten in die Ukraine einmarschiert. Den ukrainischen Truppen gelang es dabei, anfängliche russische Erfolge zu größeren Teilen rückgängig zu machen. Moskau kontrolliert aber weiterhin einschließlich der bereits 2014 annektierten Halbinsel Krim fast 20 Prozent des ukrainischen Staatsgebiets.
Das britische Verteidigungsministerium berichtete im täglichen Geheimdienstupdate, die russischen Besatzungstruppen bereiteten sich offenbar auf einen Kampf um das Atomkraftwerk Saporischschja vor. Auf Satellitenbildern sei zu sehen, dass auf den Dächern der Reaktoren teilweise Verteidigungsstellungen mit Sandsäcken geschaffen wurden. "Russland hat diese Stellungen wahrscheinlich errichtet, weil es zunehmend besorgt ist über die Aussicht auf eine große ukrainische Offensive", hieß es in der Mitteilung. Der Schritt erhöhe das Risiko von Schäden an dem Sicherheitssystem des Atomkraftwerks, sollten dort Kämpfe stattfinden. Katastrophale Schäden an den Reaktoren seien aber in den meisten plausiblen Szenarien mit Infanterie-Waffen unwahrscheinlich, da die Gebäudestrukturen sehr gut bewehrt seien.
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