
Vor gut zwei Wochen hatte der 35 Jahre alte Philipp F. bei einer Gemeindeversammlung der Zeugen Jehovas in Hamburg sieben Menschen getötet - darunter ein ungeborenes Kind. Anschließend brachte er sich selbst um. Neun Menschen wurden bei der Amoktat verletzt, zwei von ihnen liegen noch im Krankenhaus. "Wir sind sprachlos angesichts des Ausmaßes an Gewalt und der Brutalität", sagte Dirk Ciupek vom Zweigbüro Zentraleuropa der Zeugen Jehovas in seiner Gedenkansprache. Die Gemeinschaft fühle sich der Polizei zu großem Dank verpflichtet, die in der Tatnacht ohne zu zögern und unter Einsatz des Lebens weitere Opfer verhindert habe.
Dank gelte unter anderem auch der Feuerwehr, den Rettungskräften und dem Glaubensbruder, der bei dem Angriff noch geistesgegenwärtig das Licht im Saal ausgemacht habe - "und dadurch wohl Leben rettete, nur sein eigenes nicht". Ciupek betonte: "Es wird ein anderes Leben sein als vorher, es wird ein Leben sein mit einer Leerstelle, einer Leerstelle, die wehtut." Er beschrieb in seiner Rede die Eigenschaften und Besonderheiten jedes einzelnen Opfers, etwa des ungeborenen Mädchens, auf das sich die Versammlung schon so gefreut habe. "Ja, wir vermissen unsere Toten, wir trauern um unsere Toten. Sie werden Teil von uns bleiben", sagte Ciupek.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier erklärte in einer von Bürgermeister Tschentscher verlesenen Grußbotschaft: "Wir gedenken heute der Opfer eines schweren Verbrechens." Die Opfer der Bluttat seien Teil der Gemeinschaft der Zeugen Jehovas gewesen - "und vor allem waren sie Söhne, Ehefrauen, Ehemänner, Brüder, geliebte Menschen, Freunde, Weggefährten". Durch eine barbarische Tat sei ihnen das Leben genommen worden. Bürgermeister Tschentscher betonte: "Ein solches Verbrechen haben wir in Hamburg bisher noch nicht erlebt." Parlamentspräsidentin Veit richtete ihr Beileid im Namen der Bürgerschaft aus.
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