Bei der Eröffnungsveranstaltung warben die Spitzen der katholischen und der evangelischen Kirche in Deutschland sowie Vertreter des Islam und des Judentums für Frieden und Menschenrechte, ebenso wie der Präsident von Guinea Bissau, Umaro Sissoco Embalò. Steinmeier sagte zum Ukraine-Krieg, der Angriff des russischen Präsidenten Wladimir Putin am 24. Februar 2022 habe "vielleicht alles verändert". Mit seinem "Vernichtungsfeldzug" wolle Putin die Werte zerstören, auf denen Europa gründe. "Sich dagegenzustellen, das ist für uns Europäer eine der Lehren aus der Katastrophe des Zweiten Weltkrieges. Diese Lehre (...) heißt: "Nie wieder!"", sagte Steinmeier.
Wie Steinmeier kritisierte auch der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, die Unterstützung von Religionsvertretern für Krieg und Gewalt - offenbar auch mit Blick auf russisch-orthodoxe Kirche, die den Krieg gegen die Ukraine mitträgt. Bätzing meinte: "Eine christliche Kirche legitimiert einen Krieg gegen ein Nachbarland. Das ist nicht hinnehmbar." Alle Religionen hätten zu unterschiedlichen Zeiten "den Dämonen der Friedlosigkeit und Gewalt nachgegeben". Selbstkritik sei unabdingbar, damit Religionen als Akteure des Friedens glaubwürdig seien.
Die Vorsitzende des Rats der Evangelischen Kirche in Deutschland, Annette Kurschus, sagte: "Die EKD verurteilt den russischen Angriffskrieg. Ich bin überzeugt, es braucht beides, eine starke Ukraine, die sich und ihre Freiheit verteidigen kann, und das Bemühen, ins Gespräch zu kommen, die Waffen zum Schweigen zu bringen und dem tausendfachen Sterben ein Ende zu bereiten." Darüber hinaus forderte Kurschus ein Zeichen gegen die Verletzung von Menschenrechten: "Hasserfüllte, menschenverachtende, rassistische, völkisch-nationale, antisemitische oder islamophobe Äußerungen vertragen sich nicht mit Gottes Liebe."
Ahmed Al-Tayyeb, Großimam der Al-Azhar-Universität, kritisierte Verbrennungen des Koran in einigen Ländern. Das sei ein sinnloses, aggressives Verhalten gegen Milliarden von Gläubigen, denen der Koran heilig sei. Der Imam bemängelte zudem ein Schweigen der westlichen Welt über Ungerechtigkeiten gegen das palästinensische Volk. Die Gemeinschaft Sant'Egidio wurde 1968 in Rom gegründet und hat sich seither zu einem Netzwerk christlicher Laien mit einigen Zehntausend Anhängern entwickelt. In einigen Konflikten versucht die Gemeinschaft, aktiv zu vermitteln.
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