Mit Blick auf Alleinerziehende sagte Lindner, auch deren "Erwerbsbeteiligung" solle "gestärkt" werden. "Wir wollen einerseits die materielle Situation Alleinerziehender verbessern, aber anderseits nicht zusätzliche Anreize geben, sich nicht um Arbeit zu bemühen. Es ist eine beklagenswerte Tatsache, dass die Erwerbsbeteiligung von Alleinerziehenden im vergangenen Jahrzehnt trotz des Ausbaus der Kinderbetreuungsinfrastruktur zurückgegangen ist", sagte der Finanzminister und fügte hinzu: "Also weniger Erwerbsbeteiligung bei Alleinerziehenden während des vergangenen Jahrzehnts, und da dürfen wir kein Signal senden, das das verfestigt ..."
Wie aus der Antwort des Bundesarbeitsministeriums auf eine aktuelle Anfrage der Sprecherin für Frauen-, Kinder- und Jugendpolitik der Linksfraktion im Bundestag, Heidi Reichinnek, hervorgeht, hat die Erwerbstätigkeit von Alleinerziehenden in den letzten zehn Jahren jedoch nicht ab-, sondern zugenommen. So waren im Jahr 2013 mit 1,147 Millionen 71,1 Prozent der Alleinerziehenden erwerbstätig und im vergangenen Jahr waren es mit 1,157 Millionen 74,9 Prozent.
"Finanzminister Linder hat ganz bewusst gelogen", sagte Reichinnek und fügte hinzu: "Natürlich weiß er, wie die wirklichen Zahlen sind – und die sind in den letzten zehn Jahren gestiegen. Aber er wollte hier ganz klar Stimmung gegen die Kindergrundsicherung auf dem Rücken der Alleinerziehenden machen." Reichinnek kritisierte, Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) habe in der Pressekonferenz neben Lindner gesessen und "diesem Unsinn" nicht widersprochen Alleinerziehende, und das seien zu 90 Prozent Frauen, müssten nicht nur den Großteil der Sorgearbeit übernehmen und um Unterhalt kämpfen, sondern würden jetzt auch noch vom Finanzminister stigmatisiert, so Reichinnek. "Das ist echt erbärmlich und frauenfeindlich!", sagte die Linken-Politikerin.
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