Für Preussen-Elektra steht der Rückbau des bayerischen Meilers an. Die Genehmigung dafür hat das Unternehmen bei der Aufsichtsbehörde, dem bayerischen Umweltministerium, beantragt. Sie soll im Laufe des Jahres erteilt werden, so Preussen-Elektra-Vorsitzender Guido Knott. Dann könne mit der Demontage begonnen werden. Block Isar 1 wurde bereits 2011 abgeschaltet und befindet sich seit 2017 im Rückbau.
Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder möchte nach eigener Darstellung Atomkraftwerke wie den abgeschalteten Meiler Isar 2 in Landesverantwortung weiter betreiben. Vom Bund verlangt er dafür eine Änderung des Atomgesetzes. "Bayern fordert deshalb vom Bund eine eigene Länderzuständigkeit für den Weiterbetrieb der Kernkraft. Solange die Krise (bei der Energieversorgung infolge des Ukraine-Kriegs) nicht beendet und der Übergang zu den Erneuerbaren nicht gelungen ist, müssen wir bis zum Ende des Jahrzehnts jede Form von Energie nutzen", sagte er der "Bild am Sonntag". Bayern sei dazu bereit.
Es kann als ausgeschlossen gelten, dass die Ampel-Koalition darauf eingeht. Denn dann wäre unter anderem die Frage der Endlagerung des in Bayern weiter produzierten Atommülls gesondert zu klären. Bei der bundesweiten Suche nach einem Endlager für den bisher angefallenen Atommüll steht Bayern bereits jetzt auf der Bremse, sobald es um eine Lösung auf dem Gebiet des Freistaats geht. Eigentlich sollten die Reaktoren schon Ende vergangenen Jahres abgeschaltet werden. Wegen des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine und der dadurch ausgelösten Energiekrise beschloss die Ampel-Koalition im vergangenen Jahr jedoch, die Meiler über den Winter noch bis Mitte April weiterlaufen zu lassen.
Das Kernkraftwerk in der 50 000-Einwohnerstadt Lingen verfügte über einen 1400 Megawatt-Block. Die Anlage wurde 1988 in Betrieb genommen. Seitdem produzierte das Kraftwerk pro Jahr nach Angaben des Betreibers RWE jährlich rund elf Milliarden Kilowattstunden Strom. Die Leistung reichte für 3,5 Millionen Haushalte. Etwa 350 Menschen arbeiten im Kraftwerk. Der Betreiber RWE rechnet mit einer 14 Jahre dauernden ersten Rückbauphase.
Niedersachsens Umwelt- und Energieminister Christian Meyer (Grüne) hat eine gründliche, aber beschleunigte Suche nach einem sicheren Atomendlager gefordert. "Es sollte sich kein Bundesland dieser Suche versperren", forderte Meyer am Samstag in Lingen vor dem Atomkraftwerk Emsland, das in der Nacht zum Sonntag abgeschaltet wird. "Es enden heute die Atomkraftwerke, aber der Müll bleibt", sagte Meyer. Meyer richtete sich direkt an den bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU), der Bayern für einen ungeeigneten Standort für ein solches Lager hält. Wenn aus dem Süden Deutschlands Forderungen kämen, neuen Atommüll zu produzieren, dann müsse Söder auch Verantwortung für den Müll übernehme, sagte Meyer.
Niedersachsen sei bereits jetzt mit den Standorten Konrad und Asse stark belastet - beide Standorte können aber keinen hochradioaktiven Müll unterbringen, sondern nur schwach- und mittelradioaktiven. Im ehemaligen Eisenerzbergwerk Konrad bei Salzgitter entsteht das erste nach Atomrecht genehmigte Endlager für schwach- und mittelradioaktive Abfälle in Deutschland, dort soll ab 2027 Müll eingelagert werden. In dem nahe gelegenen ehemaligen Bergwerk Asse liegen bereits rund 126.000 Fässer mit schwach- und mittelradioaktiven Abfällen - weil Wasser eindringt, muss das Lager aber geräumt werden. Meyer begrüßte den Atomausstieg. "Es ist ein historischer Tag", sagte er. Den Ausstieg nannte Meyer einen "Neustart in der Energiepolitik".
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