Offizielle aus den Generalkonsulaten in Köln/Hürth, Düsseldorf, Essen und Münster sollen dazu an Politiker vor allem mit türkischen Wurzeln herangetreten sein. Die Zahl der Kontaktaufnahmen, die der NRW-Verfassungsschutz bislang registriert habe, liege im unteren zweistelligen Bereich. "Wir erkennen ein Muster", gab das Nachrichtenmagazin den Verfassungsschutzchef wieder. Ein Sprecher des Innenministeriums in Düsseldorf bestätigte die Angaben am Freitag.
Bei den Annäherungen werde auf die Herkunft der Politiker Bezug genommen und an ihr Nationalgefühl appelliert. Ziel sei, dass sich die Angesprochenen "türkeifreundlich zeigten und im Sinne Ankaras agierten" - bei verschiedenen politischen Themen wie dem Armenienkonflikt oder umstrittenen Verhaftungen in der Türkei. Das Generalkonsulat in Düsseldorf versuchte jüngst, auf einen Antrag des NRW-Landtags zur Erdbebenhilfe einzuwirken, Abgeordnete seien hierbei auch gezielt adressiert worden.
"Wenn Parlamentarier einzeln und in explizit informeller Art und Weise angesprochen werden, der Austausch nach außen hin nicht erkennbar werden soll, dann gehen wir von einer illegitimen, undemokratischen Einflussnahme aus", sagte Kayser dem Magazin. Seine Behörde führe derzeit sogenannte Sensibilisierungsgespräche mit Politikern, um sie über das Vorgehen der Türkei aufzuklären. Bei der Wahl in der Türkei wird ein knapper Ausgang erwartet. Umfragen zufolge hat Oppositionsführer Kemal Kilicdaroglu (CHP) gute Chancen, Präsident Recep Tayyip Erdogan von der AKP nach 20 Jahren an der Macht abzulösen.
NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) hatte bei Vorstellung des Verfassungsschutzberichts vor zwei Wochen gesagt, die Wahl in der Türkei wirke sich auch "auch auf die Sicherheitslage bei uns aus." Die Sicherheitsbehörden würden den Wahlkampf aufmerksam begleiten. Ohne Bezug zur Wahl sprach Reul zudem von "Desinformationskampagnen" aus der Türkei, die sich an die in Deutschland lebenden türkischstämmigen Bürger richteten.
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