Die Polizei der schwedischen Hauptstadt hatte den Protest vor der Stockholmer Moschee im Viertel Södermalm zuvor bewilligt, nachdem andere Aktionen dieser Art im Februar untersagt worden waren. Schwedische Gerichte hatten danach geurteilt, dass die Polizei nicht das Recht habe, die Erlaubnis zu Koranverbrennungen zu verweigern.
Islamfeindliche Aktionen in Stockholm - darunter das Verbrennen des Korans und das Aufhängen einer Puppe, die den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan darstellte - hatten Anfang des Jahres für erheblichen Ärger zwischen Schweden und der Türkei gesorgt. Für Schweden kamen diese Querelen zur Unzeit, da das skandinavische Land seit vergangenem Jahr darauf hinarbeitet, dass die Türkei ihre Blockadehaltung hinsichtlich des schwedischen Nato-Antrags aufgibt.
Inwieweit die Koranverbrennung vom Mittwoch neue Probleme für das schwedisch-türkische Verhältnis nach sich zieht, ist unklar. Auch Schwedens Regierungschef Ulf Kristersson wollte dazu nicht spekulieren, wie er auf einer Pressekonferenz sagte. Zu der Aktion sagte er, dies sei zwar erlaubt, aber nicht angemessen.
Im Gespräch mit Bundeskanzler Olaf Scholz hat der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan keine Hoffnung auf ein baldiges Ja der Türkei zum schwedischen Nato-Beitritt gemacht. Erdogan habe Schweden Schritte in die richtige Richtung attestiert, hieß es in einer Mitteilung des türkischen Kommunikationsamtes nach einem Telefonat mit Scholz am Mittwoch. Es gebe aber weiterhin "inakzeptable" Umstände wie die Genehmigung von Demonstrationen, auf denen "Terrorpropaganda" verbreitet werde, so Erdogan demnach.
Schwedens Nato-Beitritt hängt an der Zustimmung der Türkei und Ungarns. Am Donnerstag sollen laut Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg erneut hochrangige Gespräch geführt werden, um die türkische Blockade bis zum Nato-Gipfel in Vilnius im Juli aufzulösen.
Schweden hatte vor dem Eindruck des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine im Mai 2022 ebenso wie Finnland die Mitgliedschaft in der Nato beantragt. Finnland ist seit Anfang April Mitglied. Die Türkei unterstellt Schweden trotz einer kürzlichen Verschärfung der Terrorgesetze, nicht entschieden genug gegen "Terrororganisationen" vorzugehen, und meint damit vor allem die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK.
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