
Bei der Abstimmung können die Abgeordneten auch Personen nominieren, die gar nicht Mitglieder des US-Kongresses sind - so wie also Trump. Dafür müsste ein Abgeordneter Trump als Kandidaten aufstellen. Schon bei dem Abstimmungsmarathon im Januar nominierte der glühende Trump-Anhänger Matt Gaetz den Ex-Präsidenten und war auch der einzige, der für diesen stimmte. Es handelte sich eher um eine symbolische Protestaktion von Gaetz. Damals wurde McCarthy erst im 15. Wahlgang auf den Chefposten gewählt - eine historische Blamage. Nun war es auch Gaetz, der den Antrag auf Absetzung gegen McCarthy eingebracht hatte.
Trump werden keine realistischen Chancen eingeräumt, zum Vorsitzenden der Parlamentskammer gewählt zu werden, da sich hinter einem Kandidaten alle Flügel der Republikaner versammeln müssten. Dass Trump mitten im Wahlkampf um die Präsidentschaftskandidatur für die Wahl 2024 ernsthaft Vorsitzender der Parlamentskammer werden will, ist außerdem sehr unwahrscheinlich.
Der Trump-Getreue und Abgeordnete Jim Jordan aus den Bundesstaat Ohio habe auf die Frage von Journalisten am US-Kongress, ob er für das Amt kandidieren wollte, am Mittwoch mit "ja" geantwortet, berichteten unter anderem die Sender ABC News und Fox News. Jordan leitet auch den Justizausschuss, der sich mit Impeachment-Ermittlungen gegen US-Präsident Joe Biden beschäftigt.
Auch die bisherige republikanische Nummer zwei in der Kammer, Steve Scalise, kündigte an, er wolle ins Rennen einsteigen. Der 57-Jährige schrieb einen Brief an seine Parteikolleginnen und -kollegen, in dem er seine Ambitionen verkündete. "Jetzt müssen wir mehr denn je die tiefen Wunden heilen, die in unserer Fraktion bestehen, und uns auf unsere Ziele konzentrieren, damit wir uns wieder für die Millionen von Menschen einsetzen können, die auf uns zählen", schrieb er darin. Es war zuletzt unklar gewesen, ob Scalise diesen Schritt wirklich gehen würde - bei ihm wurde Blutkrebs diagnostiziert und er ist aktuell in Behandlung.
Frühestens Mitte kommender Woche könnte es eine Wahl geben. Wer nachrücken könnte, ist offen. McCarthy jedenfalls will nicht noch mal antreten, das machte er nach seiner Absetzung klar. Auch der republikanische Hardliner Matt Gaetz, der den Antrag auf Absetzung gegen McCarthy eingebracht hatte, versicherte, dass er keine Ambitionen habe, selbst zu kandidieren. In der extrem zersplitterten Fraktion ist unklar, wer genug Parteikollegen hinter sich vereinen könnte.
Der Vorsitzende des Repräsentantenhauses kommt in der staatlichen Rangfolge an dritter Stelle nach dem Präsidenten und dessen Vize. Der Republikaner Patrick McHenry übernimmt zwar als Interims-Vorsitzender formale Aufgaben, füllt die Rolle aber nicht politisch aus.