Deutschland hat Kiew bereits etliche Waffensysteme zur Verfügung gestellt, darunter das moderne Flugabwehrsystem Iris-T. Die Ukraine fordert seit längerem auch Taurus-Marschflugkörper. Kanzler Olaf Scholz (SPD) äußerte sich dazu aber bisher zurückhaltend. Es gibt Befürchtungen, dass die Marschflugkörper auch russisches Territorium erreichen könnten. "Egal, welche Anforderungen an Deutschland gerichtet werden: Ich werde mir weiterhin jede einzelne Entscheidung sorgfältig überlegen und niemals etwas Unüberlegtes tun", sagte Scholz.
Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) sagte unterdessen diese Woche im Deutschlandfunk, es müssten noch "technische Details" geklärt werden. Es sei wichtig, nicht einfach etwas zu versprechen, "sondern dass das dann auch geliefert wird und funktioniert und dass die unterschiedlichen Systeme ineinandergreifen. Und das gilt jetzt auch für weitere Maßnahmen wie Marschflugkörper".
Die Ukraine hofft nach Worten von Präsident Wolodymyr Selenskyj im September auf eine Reihe militärischer Hilfspakete aus dem Ausland. Dazu zählten Artillerie, gepanzerte Fahrzeuge, Luftverteidigung und Raketen sowie Minenräumgerät, schrieb der Präsident am Sonntag auf seinem Telegram-Kanal. "Jeder der Partner ist über unsere Bedürfnisse informiert. Wir warten auf Entscheidungen."
Außenpolitisch kündigte Selenskyj einen "kraftvollen September" an. Geplant seien Gesprächsrunden zu internationalen Sicherheitsgarantien für das durch Russland angegriffene Land. Die Regierung bereite sich zudem auf Treffen wie die UN-Generalversammlung in New York vor. Die Ukraine wolle erneut Länder außerhalb Europas ansprechen, gerade zum Thema Lebensmittelversorgung. "Der Globale Süden wird die Ukraine hören", versprach er. Zum Schluss bedankte Selenskyj sich bei der US-Regierung für die jüngsten Sanktionen gegen verschiedene Mitglieder des russischen Staatsapparates im Kontext der Verschleppung ukrainischer Kinder.
Seit Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine im Februar 2022, wird Moskau verdächtigt ukrainische Kinder aus besetzten Gebieten zu verschleppen. Im März hatte der Internationale Strafgerichtshof mit Sitz in Den Haag Haftbefehl gegen Kremlchef Wladimir Putin und dessen Kinderrechtsbeauftragte, Maria Lwowa-Belowa, erlassen. Am Donnerstag verkündete das US-Außenministerium in Washington Strafmaßnahmen gegen mehrere hochrangige russische Beamte wie auch Betreiber von Umerziehungsprogrammen für Kinder. Der ukrainische Präsident bezeichnete das russische Vorgehen als eine "genozidale Politik, die von allen Menschen auf der Welt gleichermaßen verurteilt werden muss."
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