"Wir müssen sehr viel tun - etwa für die Entwicklung der Bodentruppen", sagte Putin auf eine Frage zu den Lehren aus dem Krieg, den er am 24. Februar 2022 gegen die Ukraine begann. Er äußerte sich auch zur Frage, ob die "militärische Spezialoperation" nicht hätte früher beginnen müssen, weil die Ukraine da noch nicht über solche Waffen verfügt habe: Putin machte dazu deutlich, dass Russland 2014 zu "größeren Handlungen" als damals bei der Annexion der Krim noch nicht bereit gewesen sei.
Zugleich warf Putin der Regierung in Kiew und dem Westen vor, nach der Krim-Annexion und dem Beginn der Kampfhandlungen vor neun Jahren im Donbass an einer Aufrüstung der Ukraine gearbeitet zu haben. "Wie sich jetzt herausstellt, wie wir sehen, sind wir einfach an der Nase herumgeführt worden, niemand von unseren sogenannten Partnern hatte vor, irgendetwas auf friedlichem Wege zu entscheiden", sagte er. Den früheren Vermittlern Deutschland und Frankreich hatte er im Nachgang zu den Friedensplänen von Minsk für den Donbass im vorigen Jahr Täuschung vorgeworfen. Die Partner im Westen "pumpten die Ukraine einfach mit Waffen voll und bereiteten sie auf Kampfhandlungen vor".
Der Präsident hatte den Einmarsch in die Ukraine auch damit begründet, einem Schlag der ukrainischen Streitkräfte gegen den Donbass zuvorkommen zu wollen. Moskau hatte den ukrainischen Streitkräften vorgeworfen, Krieg gegen die eigene Bevölkerung im Donbass zu führen. Demnach sollten so die Rechte der russischsprachigen Bevölkerung geschützt werden. Kiew wiederum wirft Russland einen "Völkermord an den Ukrainern" vor, darunter auch die Verschleppung und Umerziehung von Kindern. Ziel Russlands sei es, den unabhängigen und souveränen Staat Ukraine ganz zu zerstören.
Russland ist sich nach Einschätzung britischer Geheimdienste wahrscheinlich bewusst, dass es einige seiner großen Ziele in nächster Zukunft nicht erreichen wird. Das zeige sich etwa daran, dass die Behörden in dem von Russland kontrollierten Teil des Gebiets Saporischschja Anfang März Melitopol zur Hauptstadt des Gebiets erklärt hätten, hieß es in einem Tweet des britischen Verteidigungsministeriums am Sonntag. Laut Russland sei dies eine vorübergehende Maßnahme, bis die Stadt Saporischschja komplett unter Kontrolle gebracht sei.
Saporischschja ist eins der vier Gebiete, die der russische Präsident Wladimir Putin im September 2022 völkerrechtswidrig annektiert hatte. Die Industriestadt Saporischschja mit 700.000 Einwohnern haben russische Truppen aber bislang nicht besetzen können. "Die stille Erklärung einer alternativen Hauptstadt ist wahrscheinlich ein stillschweigendes Eingeständnis innerhalb des russischen Systems, dass die Streitkräfte geplante große Ziele in der nahen Zukunft nicht einnehmen werden können", hieß es in London.
dp/pcl