Der ungarische Außenminister Peter Szijjarto traf weiterhin seinen russischen Amtskollegen Sergej Lawrow. "Die wirtschaftlichen Beziehungen zu Russland pflegen wir weiter, und das empfehlen wir auch unseren Bündnispartnern", sagte Orban am Samstag. Zugleich räumte er ein, dass Ungarn wegen seiner Russland-Politik innerhalb der westlichen Allianzen isoliert ist. Im "Friedenslager" sei man zu zweit übrig geblieben: "Ungarn und der Vatikan". Dafür sei Deutschland verantwortlich, sagte er. Unter dem Eindruck eines deutschen Haltungswechsel hätten auch andere Länder dem äußeren Druck nachgegeben und seien ins "Kriegslager" gewechselt, an dessen Spitze sich Berlin gestellt habe.
"Anfangs lieferten die Deutschen keine Waffen, nur Helme", führte Orban weiter aus. Nun würden aber bald deutsche Leopard-Panzer "durch ukrainisches Gebiet nach Osten, an die russische Grenze" rollen. "Vielleicht sind sogar noch die alten Landkarten da", meinte er unter Anspielung auf den Angriffskrieg Hitler-Deutschlands gegen die damalige Sowjetunion.
Der ungarische Außenminister beschuldigte am Donnerstag den Botschafter der Vereinigten Staaten in Budapest, inmitten einer wachsenden diplomatischen Kluft zwischen den USA und dem mitteleuropäischen Land versucht zu haben, sich in die inneren Angelegenheiten Ungarns einzumischen. Auf einer Pressekonferenz in Budapest ging Außenminister Peter Szijjarto diese Woche auf Äußerungen ein, in denen Botschafter David Pressman Ungarns Herangehensweise an den Krieg in der benachbarten Ukraine als Vorantreiben einer "von dem russischen Präsidenten Wladimir Putin unterstützten Politik" bezeichnete.
Szijjarto sagte, es sei "völlig irrelevant, was Pressman oder irgendein anderer Botschafter über den innenpolitischen Prozess in Ungarn denkt, weil es nichts mit ihm zu tun hat". "Es steht ihm nicht zu, sich in die inneren Angelegenheiten Ungarns einzumischen", sagte Szijjarto.
Pressman, ein von der Biden-Regierung Beauftragter, der zuvor als US-Botschafter bei den Vereinten Nationen für besondere politische Angelegenheiten fungierte, ist seit seinem Amtsantritt in Ungarn im August letzten Jahres mit erheblichem Gegenwind konfrontiert. Lokale Medien, die der rechtsgerichteten Regierung des populistischen Premierministers Viktor Orban treu ergeben sind, haben dem Diplomaten vorgeworfen, sich in die ungarische Justiz einzumischen und den amerikanischen Kolonialismus voranzutreiben.
Seit seinem Amtsantritt äußerte sich Pressman lautstark über eine wachsende Welle antiamerikanischer Stimmung in Ungarn und über die Zurückhaltung der Orban-Regierung, sich der Europäischen Union anzuschließen und Sanktionen gegen Moskau wegen seines Krieges in der Ukraine zu verhängen. Im Januar schrieb Pressman auf Twitter: "Wie dient der Schutz russischer Oligarchen vor Sanktionen Ungarn und den Ungarn?"
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