US-Sicherheitsbeamte seien bereits am Mittwoch gewarnt worden, dass Prigoschin Maßnahmen vorbereite, berichtet die New York Times unter Berufung auf Geheimdienstquellen. Ihre unmittelbare Sorge galt der Frage, wie sich dies auf die Kontrolle Moskaus über sein Atomwaffenarsenal auswirken würde. Der US-Geheimdienst hatte die zunehmenden Spannungen zwischen dem Wagner-Chef und den russischen Kriegsführern – darunter Verteidigungsminister Sergej Schoigu – seit Monaten verfolgt.
Der Wagner-Aufstand werde Russlands Militäroffensive in der Ukraine nicht beeinträchtigen, sagte der Pressesprecher des Kremls. Dmitri Peskow sagt, es sei "außer Frage", dass der gescheiterte Aufstand der Söldnergruppe Auswirkungen auf Russlands Feldzug gegen Kiew hätte. Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin behauptete zuvor, 25.000 seiner Kämpfer seien bereit, Präsident Putin herauszufordern, und Konvois seiner Männer seien auf dem Weg nach Moskau, nachdem sie die Grenze aus der Ukraine überquert hätten. Sie stoppten ihren Vormarsch und viele verließen ihre Stellungen. Wagner-Kämpfer waren maßgeblich an Russlands Invasion in der Ukraine beteiligt,und Peskow sagt, dass Söldner, die einen Vertrag mit dem Verteidigungsministerium unterzeichnen möchten, dies tun können und Kämpfer, die am heutigen Aufstand teilgenommen haben, nicht strafrechtlich verfolgt werden.
Jewgeni Prigoschins Umzug nach Belarus und die Aufnahme von Wagner-Kämpfern in das russische Militär könnten das Ende der berüchtigten Söldnertruppe bedeuten. Andrew D'Anieri von der in den USA ansässigen Denkfabrik Atlantic Council sagt, dass es angesichts der chaotischen und unklaren Natur der aus Russland kommenden Informationen schwierig sei, genau zu sagen, was passieren wird. Er sagt aber auch, dass der Wagner-Rückzug auch nicht bedeute, dass alle privaten Militärunternehmen in Russland "auf der Strecke" seien. "Obwohl sie in Russland technisch gesehen illegal sind, haben wir in den letzten 12 Monaten oder so eine starke Verbreitung davon erlebt." D'Anieri sagt, es sei am letzten Tag deutlich geworden, "wie klein der Entscheidungskreis in Moskau ist" und wie brüchig die Autorität Wladimir Putins sei.
Die ukrainische Armee hat unterdessen nach eigenen Angaben im östlichen Donezker Gebiet Geländegewinne erzielt. "Die Ostgruppierung der Truppen hat heute eine Offensive an mehreren Abschnitten zugleich begonnen", schrieb Vize-Verteidigungsministerin Hanna Maljar am Samstag bei Telegram. Dabei seien die russischen Truppen um die Stadt Bachmut zurückgedrängt worden. An anderen Frontabschnitten im Luhansker und Donezker Gebiet seien Angriffe russischer Einheiten abgewehrt worden. An den Frontabschnitten in der Südukraine gehe die vor knapp drei Wochen gestartete ukrainische Offensive weiter. Es gebe harte Kämpfe mit hohen Verlusten auf russischer Seite, erklärte sie weiter.
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