
Alice Schwarzer hat den Vorwurf zurückgewiesen, eine Putin-Versteherin zu sein. "Jedenfalls wenn es in dem Sinne gemeint ist, dass ich die Sache der Ukrainer verraten würde", sagte die Frauenrechtlerin in Köln. Wenn damit jedoch gemeint sei, dass sie versuche, die Motive des russischen Präsidenten Wladimir Putin zu verstehen, "dann stimmt es sogar". "Die Motive seiner Gegner muss man immer zu ergründen versuchen. Sonst kann man sich nicht effektiv wehren. Nur drauflosknallen, das kann es nicht sein."
Schwarzer hatte Ende April einen offenen Brief von 28 Prominenten an Bundeskanzler Olaf Scholz initiiert. Darin appellierten sie an den SPD-Politiker, nicht noch mehr schwere Waffen an die Ukraine zu liefern. Der Brief sei mittlerweile von fast einer halben Million Menschen unterzeichnet worden, sagte Schwarzer. "Ich halte den Brief für eine wichtige Initiative, weil er den wirklich dramatischen Gegensatz schließt zwischen der veröffentlichten Meinung in den deutschen Medien und der Meinung der Menschen, wie sie sich in Umfragen spiegelt."
Seit der Veröffentlichung des Briefs sei die Lage nur noch weiter eskaliert. "Inzwischen ist die Gefahr eines Atomkriegs noch akuter, und Deutschland wäre als Pufferzone zwischen Russland und den westlichen Atommächten besonders gefährdet. Wir spielen wirklich mit dem Feuer." Sie frage sich auch, was nach dem Krieg mit den Massen von Waffen geschehe, die der Westen derzeit in die Ukraine liefere. "Die landen doch auf dem Schwarzmarkt in Europa. Zur Freude der Mafia und der Islamisten."