Wie viele Menschen sich deutschlandweit konkret anstecken, ist schwer zu sagen. Der Wochenbericht des Robert Koch-Instituts zu Atemwegserkrankungen (ARE) erfasst nur einen Bruchteil der tatsächlichen Fälle. Nämlich diejenigen, bei denen sich Erkrankte die Infektion in der hausärztlichen Praxis per Labortest bestätigen haben lassen. Im Vergleich zu den Vorjahren testen sich nur noch wenige Menschen. Die Dunkelziffer ist also hoch.
Ein Trend lässt sich aus den Meldedaten der Hausärzte und -ärztinnen trotzdem ablesen: Corona ist wieder stärker unterwegs. Seit August stecken sich kontinuierlich mehr Menschen an. Rund 12.400 Neuinfektionen registriert der Bericht für die zweite Oktoberwoche – über 2000 mehr als in der Vorwoche. Kläranlagen-Untersuchungen zeichnen ein ähnliches Bild: Abwasserproben von 20 Standorten in Deutschland zeigen einen "steigenden Trend" in der Viruslast, so der RKI-Bericht.
Dass sich momentan wieder mehr Menschen mit dem Virus infizieren, liegt nicht nur an niedrigeren Temperaturen und mehr verbrachter Zeit in geschlossenen Räumen. Auch eine neue Variante ist unterwegs: EG.5, auch Eris genannt. Das ist ein Subtyp von Omikron. Eris macht inzwischen einen großen Teil des Infektionsgeschehens hierzulande aus – laut ARE-Bericht 55 Prozent (Stand: 16. Oktober 2023). Der Subtyp steht unter Verdacht, ein höheres Ansteckungsrisiko, aber keinen Zusammenhang mit einer veränderter Krankheitsschwere zu verursachen.
Die WHO und Fachleute beobachten zudem die Variante BA.2.86, auch Pirola genannt. Sie wurde bislang 16-mal in Deutschland nachgewiesen. BA.2.86 weist im Vergleich zu den nächsten Verwandten knapp 30 Veränderungen im Spike-Protein auf. Was das für Ansteckungsrisiko und Krankheitslast bedeutet, ist noch unklar.
Schwere Verläufe sind deutlich seltener geworden. Das liegt zum Teil an der weniger aggressiven Omikron-Variante, zum Teil an der hierzulande erreichten Basisimmunität durch Impfungen und durchgemachte Infektionen. Corona ist keine pandemische Bedrohung mehr. Das Virus kann aber weiterhin ein Krankheitsrisiko für Einzelne darstellen. Es gibt auch immer wieder Ausbrüche – etwa in Altenpflegeheimen.
Seit Anfang Oktober wurden deutschlandweit 3108 Menschen mit Covid-19-Diagnose im Krankenhaus behandelt – von insgesamt 22.366 gemeldeten Infektionen. Während Influenza auf Intensivstationen momentan noch keine Rolle spielt, wurde bei 26 Prozent der wegen Atemwegserkrankungen auf Intensivstation behandelten Patienten und Patientinnen Covid-19 festgestellt – am häufigsten bei den über 80-Jährigen. 102 Todesfälle wurden im Zusammenhang mit Covid-19 seit Anfang Oktober an das RKI übermittelt – 99 Prozent der Betroffenen waren laut Bericht über 60 Jahre alt. Inwiefern Corona ursächlich dafür ist, zeigen die Zahlen allerdings nicht.
Die Symptome sind nicht klar von denen anderer Erkältungskrankheiten zu unterscheiden. Häufige erste Anzeichen sind Husten, Schnupfen und Fieber. Halsschmerzen, Kopf- und Gliederschmerzen sowie allgemeine Schwäche und im Verlauf auch Atemnot können hinzukommen. Übelkeit, Bauchschmerzen, Durchfall, Bindehautentzündung, Hautausschlag, Lymphknotenschwellung und Benommenheit sind ebenfalls möglich, genauso wie Störungen des Geruchs- und Geschmackssinns. Der Verlauf kann sehr unterschiedlich sein. Wie lange die Erkrankung dauert und wie lange man ansteckend ist, kann variieren.
Die meisten Menschen können sich zu Hause auskurieren. Es gibt keine gesetzlichen Vorschriften mehr zur Isolierung oder Quarantäne von Infizierten oder Kontaktpersonen. Man darf also auch das Haus verlassen. Generell gilt aber für alle Atemwegsinfektionen – egal, ob Corona, Grippe oder Erkältung –, dass diese auf andere, womöglich vulnerable Personen übertragen werden können.
Deshalb rät die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: "Personen mit einer Corona-Infektion sollten möglichst zu Hause bleiben und Kontakte zu anderen vermeiden, insbesondere zu Personen mit Risikofaktoren für einen schweren Verlauf einer Erkrankung an Covid-19." Die Symptome sollten sich deutlich bessern. Und auch danach vorsichtig bleiben. Es gibt keinen genauen Zeitraum, in dem man andere anstecken kann.
Sind die Symptome schwerer, sollte man Hausarzt oder Hausärztin kontaktieren. Diese entscheiden auch, ob ein Corona-Test erforderlich ist. In diesem Fall kann über die gesetzliche Krankenkasse abgerechnet werden. Seit März 2023 besteht kein Anspruch mehr auf einen kostenlosen Test. Auch die Pflicht, beim Betreten von Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen einen Testnachweis vorzulegen, wurde ausgesetzt. Eine Maskenpflicht gibt es ebenfalls nicht. Getragen werden kann sie natürlich trotzdem.
Durch das Coronavirus hat die mRNA-Technologie einen regelrechten Hype erlebt. Nun haben ihre Wegbereiter den Nobelpreis erhalten. Forscherinnen und Forscher hoffen, dass die Technologie auch im Kampf gegen andere Krankheiten die entscheidende Wende bringt – doch das wird nicht leicht.
Die Nachfrage, sich gegen Corona impfen zu lassen, ist momentan nicht besonders hoch. So zeigt eine aktuelle Umfrage, dass viele Menschen hierzulande diesen Winter keine Corona-Impfung planen. Die meisten sind so gut geschützt, dass das auch nicht erforderlich ist. Wer mindestens drei Kontakte mit Corona hatte – per Impfung und/oder Infektion –, braucht vorerst keinen weiteren Piks. Gesunden Säuglingen, Kindern und Jugendlichen wird momentan auch keine Impfung empfohlen, weil die Verläufe in der Regel mild sind. So argumentiert die Ständige Impfkommission (Stiko).
Es gibt aber Ausnahmen. "Ältere Menschen haben weiterhin ein höheres Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf nach Sars-CoV-2-Infektion und sollten die Impfangebote wahrnehmen", appelliert das RKI. Die Ständige Impfkommission empfiehlt allen mit erhöhtem Krankheitsrisiko, also etwa allen über 60-Jährigen und Menschen mit Vorerkrankungen, weitere Auffrischimpfungen. Diese sollten nach jeweils zwölf Monaten Abstand zur letzten Impfung oder Infektion erfolgen. Und geimpft werden sollte vorzugsweise jetzt – im Herbst.