Die Hamburger Polizei teilte am späten Abend mit, sie stehe in Verbindung mit dem Geiselnehmer. "Wir haben eben guten Kontakt zu dem Täter zu bekommen", sagte eine Polizeisprecherin. Mit dem vermutlich 35-jährigen Mann werde auf Türkisch verhandelt. "Wir setzen hier auf eine Verhandlungslösung", sagte sie. Dass sich die Gespräche so lange hinzogen, bewertete sie positiv: "Das ist ein absolut gutes Zeichen", betonte sie. "Er ist uns zugewandt. Er will mit uns sprechen und das bewerten wir erst einmal als sehr positiv." Ein Spezialeinsatzkommando der Polizei und Polizeipsychologen seien ebenfalls vor Ort.
Die Ehefrau des Mannes, die sich in Stade bei Hamburg aufgehalten haben soll, hatte sich zuvor wegen möglicher Kindesentziehung bei der Landespolizei gemeldet, wie der Sprecher der Bundespolizei sagte. "Wir gehen derzeit davon aus, dass ein Sorgerechtsstreit Hintergrund des Einsatzes ist", twitterte die Hamburger Polizei kurz vor Mitternacht.
Man gehe davon aus, dass der Vater der Mutter das Kind "weggenommen" und möglicherweise unter Gewalteinwirkung ins Auto gesetzt habe, bevor er nach Hamburg und dort auf das Rollfeld des Flughafens fuhr, sagte eine Sprecherin der Polizei auf Nachfrage. Die Polizei hatte kurz vor Mitternacht keine Erkenntnisse, dass jemand verletzt worden ist. Das gelte auch für den Täter und das Kind, das er bei sich habe. "Uns ist im Moment nicht bekannt, dass jemand verletzt ist", teilte eine Sprecherin auf Nachfrage mit.
Die Polizei sah zu dem Zeitpunkt auch keine akute Gefährdung von Dritten mehr. Das Flugzeug der Turkish Airlines, unter dem der Mann sein Auto abgestellt hatte, wurde geräumt, wie ein Polizeisprecher. Es gebe keine Gefährdung Unbeteiligter mehr.
Auf der Homepage des Flughafens hieß es am Abend: "Aufgrund einer bundespolizeilichen Maßnahme sind zurzeit keine Starts und Landungen möglich." Die Airport-Sprecherin sagte, von der offiziellen Sperre des Flughafens um 20.24 Uhr bis Betriebsschluss um 23.00 Uhr wären normalerweise sechs Starts und 21 Landungen erwartet worden. Der Flugbetrieb bleibt auf unbestimmte Zeit eingestellt. Das teilte der Flughafen am frühen Morgen mit.
Um 3.45 Uhr am Sonntag schrieb die Hamburger Polizei auf X (ehemals Twitter), das der Flugbetrieb auf unbestimmte Zeit eingestellt bleibe. Es könne den ganzen Tag über zu Flugstreichungen und Verzögerungen kommen. Die Polizei bittet Fluggäste vorerst nicht zum Airport anzureisen. Das Gelände ist weiträumig abgesperrt. Der Flughafen kann nicht erreicht und nicht betreten werden, die S-Bahn fahre den Flughafen nicht an. Der Hamburger Flughafen riet Fluggästen auf seiner Internetseite ihren Flugstatus im Blick zu behalten und sich Bedarf an ihre Fluggesellschaft zu wenden.
Starke Kräfte der Landes- und der Bundespolizei seien am Flughafen, sagte Polizeisprecher Gerbert, darunter ein Spezialeinsatzkommando und Polizeipsychologen. Sie befänden sich in der Nähe des Fahrzeugs. Darunter sei auch die Beweis- und Festnahmeeinheit der Bundespolizei. "Die sind sehr robust ausgestattet", sagte Gerbert.
Die Polizei hält nach eigenen Angaben Kontakt zu dem Bewaffneten. "Wir haben Kriminalpsychologen im Einsatz und wir sprechen aktuell mit dem Täter. Wir setzen hier auf eine Verhandlungslösung", sagte Polizeisprecherin Levgrün am frühen Sonntagmorgen. Der Mann ist den Ermittelnden "zugewandt", wie die Sprecherin weiter sagte. Zudem sei es ein "absolut gutes Zeichen", dass er schon so lange mit den Einsatzkräften in Kontakt stehe. "Er will mit uns sprechen und das bewerten wir erst einmal als sehr positiv." Mit dem Mann werde auf Türkisch verhandelt. Der Verdacht, dass sich noch ein zweites Kind in der Gewalt des Mannes befinde, bestätigte sich nicht.
Erkenntnisse über mögliche Verletzte gibt es nicht. Die Polizei sieht auch keine akute Gefährdung Dritter. Ein auf dem Vorfeld parkendes Flugzeug sei inzwischen geräumt. Die Passagiere aus den evakuierten Maschinen wurden in ein nahe gelegenes Hotel gebracht. Insgesamt 3.200 Passagiere seien betroffen.
Bereits im Oktober war der Hamburger Flughafen gesperrt worden, damals allerdings wegen einer Anschlagsdrohung auf eine Maschine von Teheran nach Hamburg. Im Juli hatten Klimaaktivisten der Gruppe Letzte Generation den Hamburger Flughafen für Stunden lahmgelegt. Der Flugbetrieb musste für mehrere Stunden aus Sicherheitsgründen eingestellt werden. Tausende Passagiere, darunter viele Familien mit Kindern, waren betroffen. Damals hatte es Forderungen nach einer Verstärkung der Sicherheit gegeben.