Kitas von bundesweiter Krankheitswelle stark betroffen: Grundschulen warnen vor Schließungen

Laut neuem RKI-Bericht ist die Zahl der Menschen mit akuten Atemwegsinfektionen nochmals gestiegen. Vor allem Grundschulen und Kitas treffen die Krankheitsfälle in der Belegschaft schwer. Nun warnen erste bereits vor möglichen Schließungen.

Nicht nur Grundschulen sondern auch Betrieb in den Kindertagesstätte ist gefährdet/MMSInt

Angesichts der bundesweiten Krankheitswelle in Deutschland hat der Grundschulverband vor lokalen Schulschließungen gewarnt. "Die personelle Lage in vielen Grundschulen im Lande ist auf Kante genäht und liegt teilweise unter dem errechneten Personalbudget", sagte der Vorsitzende Edgar Bohn. Je nach Krankenstand müsse damit gerechnet werden, dass an einzelnen Standorten Ausfälle nicht mehr komplett aus Bordmitteln kompensiert werden könnten. Einschränkungen in Form von Kürzungen im Stundenplan seien deshalb nicht auszuschließen. "Komplette Schulschließungen kann und will ich mir nicht vorstellen, könnten jedoch in kleinen Einheiten durchaus die Folge sein", warnt Bohn.

Laut eines aktuellen Berichts des Robert Koch-Instituts (RKI) ist in der vergangenen Woche die Zahl schwerer akuter Atemwegsinfektionen in Deutschland bei Menschen unter 60 Jahren teils deutlich gestiegen. Im Vergleich zur Vorwoche seien die Zahlen vor allem bei Kleinkindern und Menschen im Alter von 15 bis 34 Jahren stark angestiegen. Insgesamt geht das RKI für die Vorwoche von etwa 7,2 Millionen akuten Atemwegserkrankungen in der Bevölkerung aus, unabhängig davon, ob der Patient oder die Patientin beim Arzt war oder nicht.

Auch auf den Betrieb in den Kindertagesstätten wirkt sich die aktuelle Krankheitswelle spürbar aus, wie Branchenverbände berichten. "Bundesweit kämpfen aktuell viele Kitas mit einer hohen Zahl an Personalausfällen", berichtet die Vorsitzende des Deutschen Kitaverbandes, Waltraud Weegmann. Aufgrund des akuten Fachkräftemangels würden dringend benötigte Vertretungskräfte fehlen, die Kitas müssten deshalb wegen des rechtlich vorgegebenen Personalschlüssels häufig Öffnungszeiten reduzieren. "Dies geschieht meist schrittweise, es werden Gruppen zusammengelegt oder Kinder nur an einzelnen Tagen betreut", so die Kitaverbands-Chefin. "Letztendlich können Kitas oder Gruppen teilweise oder auch ganz geschlossen werden."

Die Sprecherin der Arbeiterwohlfahrt (AWO), Jennifer Rotter, spricht von einer "prekären Lage" in den Kitas, die aufgrund der aktuellen Krankheitswelle nochmals verschärft werde. "Reduzierte Öffnungszeiten bis hin zu kurzfristigen Schließungen wegen fehlenden Personals sind derzeit fast eher die Regel als die Ausnahme", teilte sie mit. Die AWO fordert in dem Zuge eine deutliche Verbesserung der Personalschlüssel, um künftig Ausfälle besser kompensieren zu können.

Der Deutsche Kitaverband pocht zudem auf eine bundesweit einheitliche Anerkennung von (auch ausländischen) Qualifikationen und die Ersetzung des reinen Fachkraftschlüssels durch einen Personalschlüssel mit Fachkraftquote. Weegmann weiß um die Herausforderung, dass das Fachkräfteproblem nicht schnell zu lösen sei. Sie betont dennoch: "Eile ist geboten. Sonst haben wir keine Kita-Krise mehr, sondern einen vollständigen Kita-Kollaps."

dp/fa

Gesundheit