
Inmitten eines der heftigsten russischen Luftangriffe auf die Ukraine in den vergangenen Wochen haben die ukrainischen Behörden am Dienstag erneut in weiten Teilen des Landes Luftalarm ausgelöst. Die ukrainische Luftwaffe berichtete, dass Russland Bomber und Drohnen in Richtung der Ukraine geschickt habe. Zeitgleich gab es Berichte über mehrere Tote infolge der Angriffe.
Die ukrainische Luftwaffe erklärte, dass Bomber des Typs Tu-95ms vom Luftwaffenstützpunkt Engels im Südwesten Russlands gestartet seien und sich nun auf dem Weg in die Ukraine befänden. Zudem seien auch Angriffsdrohnen auf dem Weg in die Ukraine, was die Behörden veranlasste, in zahlreichen Regionen des Landes Luftalarm auszulösen.
In der Stadt Krywyj Rih im Zentrum der Ukraine wurden in der Nacht zum Dienstag nach Angaben örtlicher Behörden zwei Menschen getötet. Zwei weitere Menschen werden noch unter den Trümmern eines zerstörten Gebäudes vermisst, wie der Regionalgouverneur Serhij Lysak über Telegram mitteilte. Auch in der Region Saporischschja im Südosten der Ukraine starben zwei Menschen infolge der russischen Angriffe.
Bereits am Montag war die Ukraine von einem der schwersten russischen Luftangriffe der letzten Wochen getroffen worden, bei dem mindestens vier Menschen ums Leben kamen. Präsident Wolodymyr Selenskyj bezeichnete den Angriff als "einen der größten russischen Angriffe" und gab an, dass Russland mindestens 127 Raketen und 109 Drohnen abgefeuert habe. Diese Angriffe führten zu weitreichenden Stromausfällen und erheblichen Schäden an der Energieinfrastruktur des Landes.
US-Präsident Joe Biden verurteilte die russischen Angriffe scharf und bezeichnete sie als "ungeheuerlich". Er erklärte, dass Russland niemals in der Ukraine Erfolg haben werde, und prangerte die Angriffe als Versuche an, "das ukrainische Volk in die Dunkelheit zu stürzen". Auch das Auswärtige Amt in Berlin verurteilte die Angriffe und betonte, dass Russland die "Lebensadern" der Ukraine zerstören wolle. Der britische Außenminister David Lammy nannte die Angriffe "feige".
In einer Videobotschaft forderte Präsident Selenskyj die westlichen Verbündeten dazu auf, die Ukraine mit mehr Waffen zu unterstützen, um die russischen Angriffe besser abwehren zu können. Er betonte, dass eine Zusammenarbeit der ukrainischen Luftwaffe mit den F-16-Jets und der Luftabwehr europäischer Partner viele Leben retten könnte. Der Leiter des ukrainischen Präsidialamts, Andrij Jermak, erklärte, dass Kiew die Erlaubnis benötige, "mit westlichen Waffen tief im Territorium Russlands" anzugreifen.
Das russische Verteidigungsministerium bestätigte am Montag, dass bei den massiven Raketen- und Drohnenangriffen "alle anvisierten Ziele getroffen" worden seien. Es erklärte weiter, dass die angegriffenen Energieinfrastrukturen zur Unterstützung des "militärischen Produktionskomplexes" der Ukraine genutzt würden.
Russland hatte seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine am 24. Februar 2022 begonnen und fliegt seitdem nahezu täglich Luftangriffe auf das Land. In den letzten Wochen hatte Russland seine Angriffe auf die ukrainische Energieinfrastruktur intensiviert, was zu erneuten Forderungen Selenskyjs nach einer schnellen Lieferung neuer Luftabwehrsysteme durch die westlichen Verbündeten führte.
In der Nacht zum Dienstag gab es in der Ukraine erneut vielerorts Luftalarm. Besonders betroffen war die Stadt Krywyj Rih, wo eine russische Rakete ein Hotel traf. Mindestens zwei Menschen kamen ums Leben, und bis zu fünf weitere Personen könnten noch unter den Trümmern des Gebäudes verschüttet sein. Die Rettungsarbeiten dauern an.
Details zu den angekündigten Vergeltungsmaßnahmen gegen Russland nannte Selenskyj nicht, verwies jedoch auf die seit drei Wochen andauernde ukrainische Offensive im russischen Gebiet Kursk. Diese Offensive, so Selenskyj, sei ein Weg, die fehlende Erlaubnis für den Einsatz westlicher Waffen auf russischem Territorium zu kompensieren. Der ukrainische Präsident erklärte, dass die ukrainischen Truppen ihre Kontrolle in Kursk ausgeweitet hätten und erneut russische Kriegsgefangene genommen wurden, was die Möglichkeiten für den Austausch von Gefangenen verbessere.
Nach den russischen Angriffen berichteten die ukrainischen Behörden von massiven Schäden an der Energieinfrastruktur. Präsident Selenskyj kündigte an, dass die zerstörte Energie-Infrastruktur so schnell wie möglich repariert werde, sobald die von den Russen eingesetzten Streubomben entschärft seien.
Die Situation in der Ukraine bleibt weiterhin angespannt. Angesichts der Eskalation der Kämpfe und der Bedrohung durch die russischen Angriffe fordert Präsident Selenskyj die westlichen Verbündeten eindringlich dazu auf, mehr militärische Unterstützung zu leisten, um die Ukraine zu verteidigen.