Nun teilte das Verteidigungsministerium mit, dass die lang anhaltende Bindung der Evakuierungskräfte in einer Region die grundsätzliche Reaktionsfähigkeit der Bundesregierung auf andere Szenarien einschränke. Zwar bleibe ein wichtiger Teil der Evakuierungskräfte sowie des Materials auf Zypern, um im Kern sofort handlungsfähig zu sein. Gleichwohl werde die Truppe bis auf Weiteres reduziert. Die Rede ist von knapp 200 Soldatinnen und Soldaten, statt wie bis zuletzt 850.
Die Bundesregierung verfolge die angespannte Lage im Nahen Osten unverändert genau und fordere nach wie vor alle deutschen Staatsangehörigen auf, insbesondere den Libanon zu verlassen, heißt es in der Mitteilung. Das sei aber mit kommerziellen Flügen möglich. Die nach Deutschland zurückgebrachten Kräfte würden zudem kurzfristig abrufbar gehalten, um im Falle einer Lageverschärfung schnell reagieren zu können. Die Zahl der deutschen Staatsbürger und Staatsbürgerinnen, die im Ernstfall aus dem Krisengebiet geholt werden müssten, wird auf bis zu 6000 geschätzt.
Unterdessen haben deutsche Außenpolitiker mit Erleichterung auf die zwischen Israel und der Hamas vereinbarte Feuerpause sowie den Austausch israelischer Geiseln gegen palästinensische Häftlinge reagiert. "Die Einigung zwischen Israel und der Hamas bedeutet vor allem, dass 50 israelische Geiseln ihre Freiheit zurückbekommen", sagte der CDU-Außenexperte Norbert Röttgen. "Diese Menschen haben in den letzten Wochen einen Albtraum durchlebt und können nun hoffentlich zu ihren Familien zurückkehren. Aber die viertägige Feuerpause ist auch eine Chance für die Palästinenser, humanitäre Hilfe in größerem Umfang zu erhalten und im Süden Schutz zu suchen."
Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag, Michael Roth (SPD), sagte: "Nach fast sieben Wochen Bangen und Warten ist die Einigung zwischen Israel und den Hamas-Terroristen ein Hoffnungsschimmer für die Angehörigen der Geiseln. Das kann aber nur der erste notwendige Schritt zur Befreiung aller Geiseln sein."
Er warnte überdies davor, zu glauben, "dass die Hamas-Terroristen plötzlich ein humanitäres Gesicht zeigen". Sie hätten sich die Befreiung der Geiseln von Israel vielmehr teuer bezahlen lassen und zudem sieben Wochen lang die eigene Bevölkerung als menschliche Schutzschilde geopfert, um jetzt von einem ‚humanitären Waffenstillstand‘ zu sprechen. Roth betonte: "Das ist eine perfide, menschenverachtende Taktik."