Den Angaben nach soll der Preis für Braunschweig in diesem Jahr anhand der gesamten Veranstaltungsfläche berechnet werden - anders als in den vergangenen Jahren, wo nur Auftritts- und Publikumsflächen betrachtet wurden.
Laut der Gema sind bundesweit etwa 35 Städte von deutlichen Preiserhöhungen betroffen. An den Tarifen und Gebühren habe ich im Vergleich zu den vergangenen Jahren dabei gar nichts geändert. "Wir haben im vergangenen Jahr nur einfach mal die angegebenen Flächen nachgemessen", sagte eine Sprecherin. Bei etwa 3350 ausgestellten Rechnungen habe es in etwa 25 Prozent der Fälle Abweichungen gegeben, mal im Bereich um die zehn Euro, mal um die 40.000 Euro. Auch die Stadt Braunschweig wurde nach eigenen Angaben davon überrascht.
Die Verwertungsgesellschaft räumt ein, nicht erst das Gespräch mit den jeweiligen Organisatoren gesucht zu haben. "Die waren natürlich erst einmal zurecht aufgebracht, wenn da eine immense Kostensteigerung hereinflattert." Allerdings betonte die Gema-Sprecherin, dass die Gebühren für die Musik oft im Cent-Bereich lägen, wenn man sie auf die Besucher herunterrechnen würde. Dass Städte sich die Gebühren nicht leisten können, kann sie nicht nachvollziehen.
Die Musik an den einzelnen Buden ist von dem Streit nicht betroffen. Für die dort abgespielte Musik schließen die Schausteller eigene Verträge mit der Gema. Gar nicht betroffen sind Märkte wie der in Bremen, da es dort keine Gesamtbeschallung gibt und auch keine Auftritte.
Die Bundesvereinigung City- und Stadtmarketing Deutschland befindet sich nach eigenen Angaben mit der Gema in Verhandlungen. Über den Inhalt sei Stillschweigen vereinbart worden, eine Lösung noch für die anstehende Weihnachtsmarktsaison sei allerdings eher nicht wahrscheinlich, sagte Geschäftsführer Jürgen Block. Aus Sicht der Bundesvereinigung geht es um zwei Punkte: Einerseits brauche es bessere Definitionen für die verschiedenen Tarife der Gema und andererseits solle darüber gesprochen werden, ob die derzeitigen Tarifmodelle überhaupt angemessen seien für Stadtfeste.
Bei den Tarifdefinitionen geht es konkret um das Wort "Veranstaltungscharakter". Denn: Wenn der festgestellt wird, gilt ein teurerer Tarif. Dieser wird dann - wie nun im Fall Braunschweig - über die Gesamtfläche des Festgeländes und nicht nur über den Publikums- und Bühnenbereich berechnet. Was fehle, sei eine klare Definition des Veranstaltungscharakters, hinter der nicht nur die Gema, sondern auch Weihnachtsmärkte oder Stadtfeste im Allgemeinen stünden, teilte die Vereinigung mit. Darüber hinaus hält die Bundesvereinigung die derzeitigen Tarife der Gema ohnehin für nicht angemessen - und schlägt ermäßigte Tarife für kulturelle Veranstaltungen wie Stadtfeste vor.
Die Gema hält dem entgegen, dass der kulturelle Aspekt von Stadtfesten bereits in den Tarifen berücksichtig werde. Allerdings, so eine Sprecherin, habe letztlich jedes Stadtfest auch einen Veranstaltungscharakter, da es immer auch einen wirtschaftlichen Aspekt gebe.
In Hameln kennt man das Leid der Braunschweiger schon länger. Dort habe man bereits vor einigen Jahr aus ähnlichen Gründen die Hintergrundbeschallung abgeschafft. Musikauftritte, auch von Kindergärten und Schulen, würden nur noch an wenigen Tagen stattfinden. Die Gema setze ihre Bestimmungen nun scheinbar stur nach Vorschrift durch - "egal ob sie für eine Veranstaltung realistisch sind oder nicht", sagte der Geschäftsführer des Stadtmarketings, Dennis Andres.
Statt damals 7000 Euro, würden in diesem Jahr theoretisch über 50.000 Euro fällig. Dabei stünden die Veranstalter wegen steigender Kosten in allen Bereichen ohnehin unter Druck. Der Geschäftsführer prognostiziert: "Generell werden öffentliche Veranstaltungen ohne Eintritt künftig kaum noch finanzierbar sein oder nur noch für die Besucher interessant, die sich die hohen Preise an den Ständen leisten können."
Anders sieht es beispielsweise in Goslar aus. Dort laufe seit vielen Jahren auf nahezu allen Flächen Musik, so dass auch stets nahezu die gesamte Veranstaltungsfläche berechnet wurde. "Allerdings ist die Thematik Gema auch für unseren Markt sehr spannend, da tatsächlich auch Flächen berechnet werden, die keiner musikalischen Untermalung unterliegen", sagte eine Sprecherin. Die Kosten seien zudem in einem deutlichen Rahmen gestiegen.