Einmal mehr kritisierte Putin auch westliche Waffenlieferungen an die angegriffene Ukraine. "Natürlich sehen wir, dass die westlichen Länder maximale Anstrengungen unternehmen, damit Russland (...) eine Niederlage auf dem Schlachtfeld erleidet", sagte er. Doch die russische Rüstungsindustrie habe ihre Produktion im Vergleich zum Vorjahr bereits mehr als verdoppelt, sagte er. Die angebliche Produktionssteigerung ließ sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.
Für Aufsehen in kritischen russischen Medien sorgte unterdessen vor allem die Aussage Putins zu Patriot-Flugabwehrsystemen, die Russlands Armee angeblich zerstört habe. Insgesamt seien fünf Patriots im Gebiet Kiew außer Gefecht gesetzt worden, behauptete Putin - nur: Die Ukraine hat gerade mal zwei solcher Systeme von westlichen Partnern geliefert bekommen, eines davon aus Deutschland. Seit Kriegsbeginn am 24. Februar 2022 fällt insbesondere die russische Seite immer wieder durch militärische Falschaussagen oder Übertreibungen auf.
Deutschland wird unterdessen der Ukraine 64 weitere Lenkflugkörper für Luftverteidigungssysteme vom Typ Patriot zur Verfügung stellen. Die Entscheidung sei wichtig, um die ukrainischen Streitkräfte in der aktuellen Phase nachhaltig zu unterstützen, kündigte Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) am Freitag am Rande eines Nato-Treffens in Brüssel an. Die Raketen sollen unverzüglich geliefert werden. Am Vortag hatten bereits die USA, Großbritannien, Dänemark und die Niederlande angekündigt, Hunderte zusätzliche Flugabwehrraketen für die laufende ukrainische Gegenoffensive gegen Russland zur Verfügung zu stellen. Die Lieferung hat den Angaben zufolge bereits begonnen und soll innerhalb einiger Wochen abgeschlossen sein.
Hanna Maliar, die stellvertretende Verteidigungsministerin, sagte, die aktivsten Kämpfe fanden nicht mehr um Bachmut in der östlichen Region Donezk statt, sondern im Süden und insbesondere in Richtung der beiden Küstenstädte Berdjansk und Mariupol. "War das Epizentrum in der ersten Woche im Osten, sehen wir jetzt, dass sich die Kämpfe nach Süden verlagern, und jetzt sehen wir, dass Berdjansk und Mariupol die aktivsten Gebiete sind", sagte Maliar. "Im Osten hat der Feind alle Kräfte eingesetzt, um unsere Offensive zu stoppen. Und sie sammeln dort Kräfte, um uns aufzuhalten. Im Süden sind sie nicht sehr erfolgreich."
Bei einem ukrainischen Angriff auf einen russischen Kommandoposten im Osten der Ukraine ist nach Informationen britischer Geheimdienste der russische Generalmajor Sergej Gorjatschew getötet worden. Der Generalstabschef der 35. Armee sei der erste russische General, der im Ukraine-Krieg dieses Jahr ums Leben gekommen sei, teilte das Verteidigungsministerium in London am Freitag mit. Das Ministerium sagte, dass Goryachevs Tod "eine Kriegsgeschichte fortsetzt, die für das 35. Armee sowohl schwierig als auch umstritten war". Nach diesen Angaben waren Teile der 35. Armee vergangenes Jahr am Massaker in der Kiewer Vorstadt Butscha beteiligt. Ein von Russland eingesetzter Beamter in der Ukraine, Wladimir Rogow, bestätigte den Tod und drückte sein Beileid aus.
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