Die Delegation, der auch Vertreter aus Ägypten, dem Senegal, Sambia, der Republik Kongo und Uganda angehören, erarbeitete im Zuge ihrer Friedensinitiative eigenen Angaben zufolge einen Zehn-Punkte-Plan. Die Hoffnung auf Erfolg ist nach fast 16 Monaten russischem Angriffskrieg aber äußerst gering. Vor ihrem Besuch in St. Petersburg war die Delegation am Freitag beim ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj in Kiew. Putin, der den Einmarsch ins Nachbarland am 24. Februar 2022 selbst angeordnet hatte, gab einmal mehr der Ukraine die Schuld daran, dass es derzeit keine Friedensverhandlungen gibt. Kiew wiederum macht immer wieder klar, dass ein Abzug der russischen Besatzer eine Bedingung für Gespräche sei. Russland aber beharrt auf der Anerkennung mehrerer völkerrechtswidrig annektierter ukrainischer Gebiete als russisch.
Als die afrikanische Delegation die Rückkehr der Kinder zu ihren Familien forderte, unterbrach Putin ihre Rede und behauptete, Russland würde sie beschützen. "Kinder sind heilig. Wir haben sie aus der Konfliktzone vertrieben und so ihr Leben und ihre Gesundheit gerettet", sagte er. Die Vereinten Nationen sagten, sie hätten Beweise für die illegale Überstellung Hunderter ukrainischer Kinder nach Russland. Ramaphosa warnte Putin auch vor den Auswirkungen des Krieges auf Afrika und sagte, er sollte durch Diplomatie beigelegt werden. "Der Krieg kann nicht ewig weitergehen. Alle Kriege müssen beigelegt werden und irgendwann enden", sagte er. "Und wir sind hier, um eine sehr klare Botschaft zu übermitteln, dass wir möchten, dass dieser Krieg beendet wird."
Viele afrikanische Staaten leiden stark unter dem Krieg in der Ukraine, weil sie auf Getreide- und Düngerexporte aus Russland und der Ukraine angewiesen sind. Südafrikas Präsident Ramaphosa forderte nun, alle Hindernisse für das unter internationaler Vermittlung zustande gekommene Getreide-Abkommen aus dem Weg zu räumen. Russland wiederum ist aufgrund der Abkehr ehemaliger westlicher Partner derzeit besonders auf gute Kontakte zu afrikanischen Staaten angewiesen. Mit Spannung wird zudem auf einen Gipfel der Brics-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika) im August in Südafrika geblickt, zu dem auch Putin eingeladen ist: Weil dieser wegen seines Angriffskriegs inzwischen mit internationalem Haftbefehl gesucht wird, würde ihm dort die Verhaftung drohen.
Die afrikanische Delegation, bestehend aus Vertretern aus Südafrika, Ägypten, Senegal, Kongo-Brazzaville, den Komoren, Sambia und Uganda, wurde speziell auf Breite und Ausgewogenheit ausgelegt und besteht aus Mitgliedern aus verschiedenen Teilen Afrikas mit unterschiedlichen Ansichten zum Konflikt. Südafrika und Uganda gelten als tendenziell zu Russland, während Sambia und die Komoren näher am Westen liegen. Ägypten, Senegal und Kongo-Brazzaville blieben weitgehend neutral. Für afrikanische Länder war der Konflikt vor allem eine Konfrontation zwischen Russland und dem Westen.
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