
"Wir alle wissen, dass die Welt in Aufruhr ist - aber ein starkes Amerika ist gut für die ganze Welt", sagte der frischgewählte Johnson von den Republikanern vor den Abgeordneten. Die USA seien "ein Leuchtturm der Freiheit".
US-Präsident Joe Biden gratulierte dem 51-Jährigen zu seiner Wahl und sicherte ihm seinen Willen zur Zusammenarbeit zu. Biden rief den Kongress zugleich auf, rasch die von ihm beantragten neuen Hilfen für Israel und die Ukraine in Höhe von mehr als 75 Milliarden Dollar (rund 71 Milliarden Euro) zu beschließen. Auch müsse eine Mitte November drohende Haushaltssperre verhindert werden, mahnte der Präsident.
Der Wahl des neuen Vorsitzenden waren chaotische Grabenkämpfe der Republikaner vorausgegangen, die inmitten internationaler Großkrisen das Repräsentantenhaus für rund drei Wochen komplett gelähmt hatten. Der bisherige republikanische Vorsitzende Kevin McCarthy war am 3. Oktober durch eine Revolte rechter Hardliner in den eigenen Reihen als erster "Speaker" der US-Geschichte gestürzt worden.
In den folgenden Wochen scheiterten angesichts von internen Kämpfen bei den Republikanern nacheinander die drei von der Fraktion nominierten Kandidaten Steve Scalise, Jim Jordan und Tom Emmer. Da das Repräsentantenhaus ohne Vorsitzenden keine Gesetze beschließen kann, war die Kongresskammer in der Zeit handlungsunfähig.
McCarthys Nachfolger Johnson hat wenig öffentliches Profil und kaum politische Führungserfahrung. Der Gegner von Abtreibungen und der Homo-Ehe sitzt seit 2017 in der Kongresskammer. Nach der von Ex-Präsident Donald Trump verlorenen Präsidentschaftswahl Ende 2020 gehörte er zu den Abgeordneten, die versuchten, mit rechtlichen Mitteln gegen den Ausgang der Wahl vorzugehen. Er stimmte selbst nach der Erstürmung des Kapitols durch radikale Trump-Anhänger am 6. Januar 2021 zusammen mit vielen Parteikollegen gegen eine Anerkennung von Bidens Wahlsieg.
US-Präsident Joe Biden hat unterdessen Israel zum Schutz der Bevölkerung im Gazastreifen aufgerufen. Israel habe zwar das Recht, auf den Angriff der radikalislamischen Hamas zu reagieren, müsse aber "alles in seiner Macht stehende" dafür tun, Zivilisten zu beschützen, sagte Biden am Mittwoch in Washington. Gleichzeitig forderte der US-Präsident, die Angriffe israelischer Siedler auf Palästinenser im Westjordanland müssten "jetzt aufhören".
Biden widersprach Berichten, wonach er Israel aufgefordert habe, eine Bodenoffensive im Gazastreifen zu verschieben. "Es ist ihre Entscheidung", sagte der US-Präsident. Er habe den israelischen Regierungschef Benjamin Netanjahu lediglich darauf hingewiesen, "dass er, wenn es möglich ist, diese Leute in Sicherheit zu bringen, genau das tun sollte".
Mit Blick auf die von der im Gazastreifen regierenden Hamas veröffentlichten Opferzahlen sagte Biden, er habe "kein Vertrauen" in diese Statistiken. Der US-Präsident hatte Israel vergangene Woche besucht. Bei dem Treffen mit Netanjahu hatte er sich für eine Fortsetzung der humanitären Hilfe für den Gazastreifen eingesetzt.
Schwer bewaffnete Hamas-Angreifer waren am 7. Oktober über die Grenze des Gazastreifens auf israelisches Gebiet vorgedrungen und hatten einen Großangriff auf Israel gestartet. Israel kündigte daraufhin die Vernichtung der radikalislamischen Palästinenserorganisation an und nahm den Gazastreifen unter Dauerbeschuss. Seit Beginn der israelischen Angriffe wurden nach jüngsten Hamas-Angaben, die nicht unabhängig überprüft werden konnten, im Gazastreifen 6546 Menschen getötet.