Gegen Mary Khan-Hohloch und Arno Bausemer sollten nun "angemessene und geeignete Maßnahmen" beschlossen werden, "um dem erschütterten Vertrauen innerparteilich angemessen zu begegnen".
Parteichef Tino Chrupalla sagte am Dienstag auf einer Pressekonferenz: "Wir haben alle 35 Kandidaten überprüft und das Positive muss man sagen, dass fast alle diese Angaben richtig auf der Aufstellungsversammlung gegeben haben." Das sorgte auch innerparteilich für Kopfschütteln. Die Partei, die sich von den verhassten "Altparteien" auch dadurch abgrenzen wollte, dass sie für Kandidierende fünf Jahre Berufserfahrung außerhalb der Politik verpflichtend macht und "Mut zur Wahrheit" plakatiert, lobt sich nun dafür, dass die Mehrzahl ihrer Kandidierenden nicht die Parteitagsdelegierten angelogen haben.
Auch für Chrupalla war die Situation unangenehm, musste er doch alleine vor die Presse treten, weil seine Co-Chefin Alice Weidel lieber Termine mit der Schwesterpartei FPÖ in Wien wahrnahm. Dabei steht Weidel in der neuesten Affäre viel mehr im Feuer: Mary Khan-Hohloch und ihr Mann, der Brandenburger Landtagsabgeordnete und Schriftführer im AfD-Bundesvorstand Dennis Hohloch, gelten als Weidel-Vertraute. Nur deshalb hielten viele still, als Hohloch seine Ehefrau für ein lukratives Brüsseler Mandat protegierte. Jetzt aber bricht sich der Unmut umso stärker Bahn.
"Mädle, verpiss dich, aber schnell !!!", schrieb der AfD-Mitgründer und Bundestagsabgeordnete Martin E. Renner am Dienstagabend unter einen Facebook-Beitrag von Khan-Hohloch. Sie hatte eingeräumt, dass sie "zum Zeitpunkt der Aufstellungsversammlung noch keinen Nachweis über ein abgeschlossenes Studium vorlegen konnte". Genau das hatte sie in ihrer Bewerbungsrede behauptet. Inzwischen konnte sie einen Nachweis über erbrachte Studienleistungen vorlegen – allerdings immer noch kein Bachelor-Zeugnis. "Dass ich nicht schon früher für Aufklärung gesorgt habe, tut mir leid", sagte Khan-Hohloch. Ihr sei bewusst, dass ihr Umgang mit der Situation während und nach dem Parteitag zu Unmut und Enttäuschung geführt habe.
Für Parteikollege Renner klingt das wie Hohn: "Unsere Leute ... dürfen niemals so unehrenhaft auftreten, wie du es getan hast und damit unsere politische Mission verraten."
Für Weidel und den AfD-Bundesvorstand ist die Hochstapleraffäre damit noch nicht ausgestanden. Der Bundestagsabgeordnete Jürgen Braun hat eine Sondersitzung des Konvents beantragt. Das höchste Parteigremium zwischen den Parteitagen wird nun vermutlich im Oktober zusammenkommen und sich noch einmal detailliert mit den beanstandeten Lebensläufen von Bausemer und Khan-Hohloch beschäftigen. Auch eine Neuwahl der Europaliste ist noch nicht vom Tisch.
dp/fa