Er habe daher veranlasst, dass ihm bis Ostern 2024 Pläne vorgelegt würden, wie die Struktur der Bundeswehr verändert werden müsse, damit sie die Aufgabe der Landes- und Bündnisverteidigung bestmöglich erfüllen könne. "Dann werden wir sehen, was das für die Größe der Bundeswehr und alles andere bedeutet."
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte sich im November skeptisch zu einer Rückkehr zur Wehrpflicht gezeigt. Aus seiner Sicht sei es "keine gute Idee", den 2011 erfolgten Ausstieg aus der Wehrpflicht "wieder rückabzuwickeln".
Angesichts einer gestiegenen Bedrohungslage fordert der Bundeswehrverband bereits letzten Monat, schnell mehr Personal für die Truppe zu gewinnen. "Die Bundeswehr muss personell spätestens Ende kommenden Jahres den Abwärtstrend stoppen", sagte Verbandschef André Wüstner. Sonst drohe die Einsatzbereitschaft "auf ein Maß zu sinken, das kaum zu verantworten wäre". Dann müsse auch über die Wiedereinführung der Wehrpflicht nachgedacht werden.
Es liege nun an der Regierungskoalition, durch Maßnahmen im Bereich soziale Rahmenbedingungen, Unterkünfte und moderne Ausrüstung einen Personalschwund zu verhindern, sagte Wüstner vor der Bundeswehrtagung in Berlin. "Gelingt dies nicht, wird Politik nicht umhinkommen, sich über ein Dienstjahr oder die Wehrpflicht Gedanken zu machen."
Wüstner forderte vom Bundesverteidigungsministerium ein Konzept zur Personalgewinnung. Für viele junge Menschen sei die Bundeswehr mit ihren über tausend Berufen einfach nicht auf dem Radar. "Grundsätzlich gilt: Wenn wir weiterhin frei und in Frieden leben wollen, braucht es Menschen, die unsere Demokratie zur Not auch mit Waffengewalt verteidigen", sagte er. "Denn unsere Werte und unsere Demokratie sind unter Beschuss, im wahrsten Sinne des Wortes."
Wie auch viele Bereiche der Wirtschaft leidet die Bundeswehr unter einem akuten Bewerbermangel. Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) lässt derzeit prüfen, ob das vor seiner Amtszeit festgelegte Ziel einer Sollstärke von 203.000 Soldatinnen und Soldaten weiter Bestand haben wird. Derzeit sind es gut 181.000. Hinzu kommen 81.500 zivile Beschäftigte.
Die Wehrpflicht war 2011 nach 55 Jahren unter dem damaligen CSU-Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg ausgesetzt worden, was in der Praxis einer Abschaffung von Wehr- und Zivildienst gleichkam.